Saisonauftakt in Italien

Das war ein hartes Stück Arbeit! Mein erstes Rennen dieses Jahr und dann gleich ein top besetzter Elite Europacup. Und genau wie ich vermutet hatte, ging es von Anfang an voll zur Sache und gab keine ruhige Minute im Rennen.

Anreise: Business Class

Zum Prozedere im Vorfeld des Wettkampfes will ich eigentlich gar nicht so viel sagen. Es war auf jeden Fall deutlich entspannter als erwartet. Leere Straßen auf der Reise und kurze Wartezeiten bei der Grenzkontrolle. An der österreichisch-italienischen Grenze gab es gar keine Kontrolle. Grund: Coach Roland hielt es für wichtig, Kilometer zu sparen und den kürzesten Weg, quer durch die Alpen zu nehmen. Im großen Sprinter vom BTV auf der Rückbank die steilsten, kurvigsten und höchsten Pässe zu fahren ist zwar landschaftlich schön, aber definitiv nicht komfortabel! Grüße an dieser Stelle Roland. Auch die Coronatests vor dem Rennen waren gut organisiert und da wir uns in einem Apartment einquartiert hatten, waren wir auch ziemlich isoliert von den anderen Athleten und unabhängig von Beschränkungen bei der Essensgestaltung.

Showtime

Ernst wurde es dann am Samstag! Das Starterfeld war mit 76 Athleten nicht nur groß, sondern auch qualitativ sehr gut besetzt. Neben vielen jungen Talenten, waren auch einige erfahrene Athleten am Start, die auch schon im Weltcup oder im WTCS gute Leistungen gezeigt haben. Ich konnte mich also sehr schwer einschätzen, aber wollte auch nicht völlig ohne Spannung ins Rennen gehen und nahm mir vor, mindestens in die Top 15 zu laufen und möglichst viele Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Mir war allerdings klar, dass es bei dieser Mischung aus sehr starken Läufern und Schwimmern, an einem schlechten Tag auch gleich mal deutlich weiter nach hinten gehen konnte. Daher war ich kurz vor dem Start schon relativ angespannt und hatte auch Respekt vor der bevorstehenden Aufgabe. Das Schwimmen fand im Meer statt und der Kurscheck am Vortag hatte meine Vorfreude auf das Rennen eher gedämpft. Es war ziemlich wellig und sehr unruhig zum Schwimmen. Vor allem mit einem “Beach Start”, also Start am Strand mit anschließendem Sprint ins Wasser, werden die Karten immer komplett neu gemischt und nicht unbedingt die besten Schwimmer landen am Ende ganz vorne. Mit meiner hohen Startnummer hatte ich nicht mehr viele Auswahlmöglichkeiten an welcher Position ich starten wollte. Durch den langen Weg zur ersten Boje war es allerdings sehr fair und ich hatte keinen Nachteil durch meine Startposition.

Der letzte Triathlon war zwar jetzt acht Monate her, aber eines hat sich definitiv nicht verändert. Nach dem Athleten “Line up” steht man bis zum Zerreißen angespannt an der Startlinie und will loslegen, aber statt dem erwarteten Startsignal kommt immer die Ansage: “two minutes to start”. Dann atmen alle um einen herum erst einmal laut auf und eine gefühlte Ewigkeit vergeht bis dann die nächste Ansage kommt: “one minute to start”. So schnell wie alle einen Schritt zurückgetreten sind und sich entspannt haben, ist dann aber plötzlich die Anspannung wieder da! Jeder senkt den Kopf, denkt nur noch an sich und wartet auf den Startschuss.

On your marks… Goo!

Ich erwischte einen soliden Start und konnte die erste Meter relativ frei schwimmen. Ich befand mich auf der rechten Seite des Feldes und schwamm hier ungefähr an zehnter Position. Auf halben Weg zur Boje zentrierte sich dann aber langsam das Feld, (jeder Athlet will natürlich den kürzesten Weg, innen um die Boje nehmen) und die vorderen Schwimmer von links, trafen auf meinen Zug der rechts gestartet war. Hier verlor ich ein paar Positionen und ab diesem Zeitpunkt befand ich mich mitten im Gedränge und Positionenkampf… der Wellengang erschwerte es zusätzlich sich auf die eigene Technik zu konzentrieren und ich verlor etwas den Überblick. Ich kam gut um die Bojen und konnte mich auf dem Rückweg noch etwas nach vorne arbeiten, fand aber nicht wirklich meinen Rhythmus und konzentrierte mich auf den Schwimmausstieg. Ich stieg an Position 33 aus dem Wasser mit 35sek Rückstand auf die Spitze. Rein in die Wechselzone, machte hier ein paar Plätze gut und sprang aufs Rad.

Bike

Ich sah direkt, dass sich ca. 50 Meter vor mir eine Radgruppe formierte und das das Tempo enorm hoch war, da alle Athleten wie an einer Perlenschnur aufgereiht, hintereinander fuhren und sich so klein wie möglich machten. Das stellte sich später heraus, war zu diesem Zeitpunkt die zweite Radgruppe mit ca. 25 Athleten. Schöne Grüße an dieser Stelle an Jonas Breinlinger, der hier ordentlich Betrieb machte! Vorne befand sich eine sechsköpfige Spitzengruppe mit ca. 15sek Vorsprung. In der ersten von sechs Radrunden schloss ich die Lücke zur zweiten Radgruppe und arbeitete mich innerhalb dieser langsam nach vorne. Dabei musste ich immer wieder Lücken zufahren, die durch den technisch anspruchsvollen Kurs und die vielen Antritte entstanden. In diesem Moment hatte ich keinen Kopf dafür was hinter mir passierte. Das kostete mich zwar einiges an Überwindung und Kräfte, aber es sollte sich lohen. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass hinter mir immer mehr Athleten aus der Gruppe vielen, da das Tempo vorne sehr hoch war und durch meine Beschleunigung beim Lückenschließen, die meisten Athleten mein Hinterrad nicht halten konnten. Erst in der dritten Runde hatte ich mich innerhalb der Gruppe nach vorne gearbeitet und zu diesem Zeitpunkt waren wir schon fast an der Spitzengruppe dran. Als wir dann in der vierten Runde den Anschluss herstellten, waren noch 14 Athleten von den anfangs 25 übrig. Zusammen mit der Spitzengruppe also jetzt 20 Athleten. Erst hier konnte ich mich dann etwas erholen, da ich zwar noch in der Führung mitarbeitete, dadurch allerdings deutlich schneller um die Kurven fahren konnte und nicht immer komplett herunterbremsen und wieder voll antreten musste. Wir arbeiteten gut zusammen und vergrößerten die Lücke nach hinten immer weiter. Beim Abstieg zum Laufen hatten wir ungefähr 55sek Vorsprung auf die große Verfolgergruppe mit ca. 40 Mann.

Run

Ich wechselte gut und lief als Vierter aus der Wechselzone. Um ehrlich zu sein hatte ich schon am Rad gemerkt, dass ich die ersten zwei Radrunden zu viel investieren musste und deutlich “drüber” war. Meine Beine fühlten sich zwar noch ganz gut an, aber ich hatte einfach zu viel Laktat aufgebaut und merkte vor allem die Atmung. den ersten Kilometer hielt ich mich noch ganz gut, aber danach musste ich die meisten Athleten aus meiner Gruppe vorbeilaufen lassen. Ich fokussierte mich einfach auf meine Technik und pendelte mich an Position 15 ein. Hier hätte man das Rennen dann von mir aus auch beenden können, denn danach veränderte sich für mich nichts mehr. Von hinten lief niemand auf, aber ich kam den beiden Athleten, die ca. 15 Meter vor mir liefen, auch nicht mehr näher. Ich fokussierte mich einfach auf meine Technik und versuchter die Schrittfrequenz hochzuhalten, aber es wurde immer härter und am Ende war es ein ganz schöner Kampf. Ich verteidigte allerdings meinen 15. Rang, sicherte mir damit die Weltcup Qualifikation und wurde zweitbester Deutscher hinter Jonas Breinlinger.

Fazit

Sicherlich noch kein perfektes Rennen und vor allem mit einem besseren Schwimmen, wäre im Laufen noch mehr möglich gewesen. Allerdings habe ich auch viele Top Leute hinter mir gelassen und bin mit der Platzierung fürs erste zufrieden. Die Saison ist ja noch jung und es gibt noch einige Rennen in denen ich mich beweisen darf!

Wer sich das Rennen noch einmal ansehen will, hier ist der Link zum Livestream:

https://www.triathlonlive.tv/videos/2021-europe-triathlon-cup-caorle-elite-races

Bis nächste Woche!

Simon

Nächster Halt: Europacup Caorle

Yeehaa! Endlich ist es wieder so weit und die Triathlonsaison beginnt. Dieses Mal kein halbseidener Testwettkampf, sondern richtige Rennaction mit Massenstart und internationalen Konkurrenten. Dafür gehts ab nach bella Italia -genauer gesagt nach Caorle (in der Nähe von Venedig).

Die Vorbereitung

Ich habe ja versucht, euch ein bisschen bei meiner Vorbereitung auf diese Saison mitzunehmen und hoffe auch, dass an dieser Stelle zumindest ein paar Leute gespannt auf das kommende Wochenende blicken. Denn Trainingsergebnisse sind schön und gut, aber letztendlich zählt die Performance im Wettkampf. Hier geht es ehrlich Mann gegen Mann, (oder natürlich Frau gegen Frau;)) und hier muss man zeigen, für was man den Winter über gearbeitet hat. Meine Vorbereitung lief auch wirklich sehr gut und ich halte es hier jetzt schonmal schriftlich fest, dass bei mir Ausreden wie zum Beispiel Trainingsrückstand im Laufen, nicht zählen können. Natürlich wird sich erst am Samstag zeigen, ob ich mein Potential gleich im ersten Rennen abrufen kann oder ob ich enttäuscht wieder nach Hause fahren muss. Der erste Wettkampf ist einfach immer eine Gleichung mit sehr vielen Unbekannten, aber ich werde alles geben diese zu lösen;)

Start vom letzten harten Vorbereitungstraining am Samstag, nächste Woche gleiche Uhrzeit, nur dann hoffentlich mit ein paar weniger Schichten an der Startlinie // Bild: Tom Meyer

Das Rennen

Normalerweise melden sich für einen Elite Europacup um die 100 Athleten. Diejenigen mit den meisten Weltranglistenpunkten landen dann zuerst auf der Startliste und je nachdem wie groß das Starterfeld ist (meistens um die 65 Athleten) wird dann von vorne nach hinten aufgefüllt. So gehen am Ende natürlich auch einige Athleten leer aus. Meistens ändert sich die Startliste allerdings noch hunderte Male (durch Absagen von Athleten auf der Liste) und irgendwie landen dann auch immer Athleten mit sehr wenigen Punkten am Start. Schwerer wird es dann im Weltcup oder bei den WTCS (World Triathlon Championships Series) auf die Liste zu kommen. Wenn Continentalcups – zu denen auch der Europacup zählt, die dritte Liga wäre, könnte man den Weltcup als die zweite und die WTCS Rennen als die erste Liga des Triathlons bezeichnen. Hier gibt es einfach mehr Preisgeld und Punkte zu gewinnen und dadurch steigt die Leistungsdichte des Starterfeldes. Zurück zu meinem Wettkampf. Dadurch dass es letztes Jahr durch die Pandemie, insgesamt sehr wenige Wettkämpfe gab und außerdem keine Punkte vergeben wurden, will jetzt natürlich jeder an den Start und sich beweisen. So haben sich für den EC in Caorle um die 200 Männer gemeldet und die Leistungsdichte ähnelte anfangs eher einem Welt-, als einem Europacup. Dadurch war es für mich als junger Athlet mit sehr wenigen Punkten unmöglich, es aus eigener Kraft auf die Startliste zu schaffen und ich landetet zunächst auf der Warteliste. Zum Glück gibt es für solche Situationen eine Ausnahmeregelung die es ermöglicht, Athleten innerhalb der gleichen Nation zu “tauschen”. Das bedeutet konkret, dass die Deutsche Triathlon Union drei sehr gute Athleten gemeldet hat, die den Wettkampf aber gar nicht starten wollten. Die landeten natürlich auf der Liste und wurden dann gegen zwei weitere Nachwuchsathleten und mich eingetauscht.

Das bedeutet also, der EC in Caorle ist sehr gut besetzt, alle sind heiß sich zu beweisen und ich habe auch ein bisschen extra Druck, da ich den Startplatz vom Verband zugesprochen bekommen habe… Ich hoffe das war jetzt nicht zu langweilig, aber ich denke mal ganz interessant zu sehen, wie der Wettkampf für mich am Samstag so einzuordnen ist.

Das Fazit

Ich bin auf jeden Fall super heiß auf das Rennen und freue mich auch einfach, den Sport halbwegs normal ausüben zu können. Natürlich wird es keine Zuschauer geben und der Papieraufwand im Vorfeld des Rennens war auch schonmal weniger, aber das nehme ich gerne in Kauf! Aktuell weiß ich leider noch nicht ob es einen Livestream geben wird, aber der Startschuss fällt definitiv am Samstag um 16:00 Uhr und falls man das Rennen verfolgen kann, schreibe ich noch einen kurzen Beitrag dazu am Freitag.

Bis nächsten Montag und drückt mir die Daumen

Euer Simon

Schon wieder Montag

Es ist wie es ist, schon wieder Montag. Der Titel verrät heute auch einiges über meine Laune, als ich heute früh aufgewacht bin. Heute verstehe ich voll und ganz, warum viele Leute den Montag hassen. Das Wochenende erscheint ewig weit weg, man muss früh zur Arbeit und das zurückliegende Wochenende war zwar schön, aber viel zu kurz und nicht erholsam genug. Ich musste heute auch früh raus und wusste die erste Hälfte des Tages würde lang werden.

Meine heutige Gefühlswelt

6:45 Uhr: der Wecker klingelt. Viel zu früh! Fühle mich wie von einem Zug überrollt, aber hilft ja nichts. Aufstehen, bereue direkt, gestern Abend nach dem Abendessen nur noch auf der Couch gelegen zu haben, anstatt nochmal zu dehnen und die Muskeln mit der Blackroll zu lockern. Verdammt meine Waden sind echt zu! Erstmal in die Küche, vielleicht hilft ja der doppelte Espresso… ah schon besser. Next step: Frühstück. Habe schon wieder richtig Hunger, aber eigentlich keine Lust schon wieder Haferflocken zu essen. Ist aber einfach das Beste für langsame Energiefreisetzung und das anstehende Krafttraining + Schwimmen. Bisschen Zimt, Honig, Hafermilch, Walnüsse und Apfel rein. Schmeckt eigentlich ganz gut, also rein damit.

7:30 Uhr: Raus aus dem Haus, ab aufs Stadtrad. Zumindest regnet es nicht, aber nur zwei Grad… echt jetzt es ist inzwischen Mai! Air Pods rein, Musik an. Bisschen Deutschrap um wach zu werden. Erster Kilometer geschafft, ich war auch schonmal schneller auf dem Weg zum Schwimmbad. Fünf Kilometer später, bin langsam warm geworden und am Bad angekommen. Maske auf, rein und umziehen.

8:00 Uhr: Beginn Krafttraining. Wir sind zu Fünft im Kraftraum. Ein kurzes “Guten Morgen”, aber mehr Kommunikation gab auch nicht. Jeder macht sich auf seiner eigenen Matte warm, paar Mobilisationsübungen bevor das angeleitete Training beginnt. Den Anderen gehts wohl so wie mir. Keiner hat Lust was zu sagen und jeder arbeitet still vor sich hin.

8:15 Uhr: Roland stellt uns kurz das heute Training dar und routinemäßig machen wir uns an die Stationen. Koordinationsleiter, Stützvariationen mit dem Petziball, Wadenheben und natürlich auch ein paar Bauchübungen. Langsam steigt auch bei allen die Laune und wir quatschen über die Sportevents am Wochenende und werfen uns mit den Bällen ab;) fühle mich langsam wieder ganz gut.

8:45 Uhr: Jetzt noch ein bisschen Arbeit an den Gewichten. Zwei Sätze a 8 Wiederholungen, schnellkräftig ausgeführt. Das ermüdet einen nicht zu stark, aber setzt einen guten Reiz. Heute auf dem Programm: Bankdrücken, Ruderzug, Kreuzheben, Klimmzüge, Dips und Ausfallschritte mit Langhantel. Krafttraining macht echt Spaß! Außer Klimmzüge, da geht bei mir einfach nichts vorwärts und nach zwei Mal Sechs Stück bin ich KO!

9:15 Uhr: Rein in die Badehose und runter in die Schwimmhalle. Die restliche Trainingsgruppe kommt dazu. Kurze Mobilisation inklusive Tratschrunde. Noch schnell einen Riegel essen und dann ab ins Wasser. Heute auf dem Plan: fünf Kilometer mit Sprints und Schnelligkeitsausdauer.

9:30 Uhr: Der erste Kilometer fühlt sich wie immer nach dem Krafttraining zäh an. Ich habe kein Wassergefühl und schwere Arme. Nach den ersten Technikübungen wird es aber besser und die ersten Sprints fühlen sich wieder gut an! Merke aber wie die Energie langsam knapp wird und nehme noch ein Gel. Noch einen 50er auf Zeit: 27,6 sek. Ok für die Vorbelastung und mit schweren Armen. Nur noch ein bisschen ausschwimmen zum Lockern.

11:20 Uhr: Training beendet, kurze Besprechung für die nächste Einheit morgen und dann ab nach Hause.

12:00 Uhr: Liege auf der Couch und schreibe den Blog, der Rest des Tages ist frei! Laune ist wieder gut und der Montag doch gar nicht so verkehrt.

Anmerkung der Freundin: “Frei hast du erst wenn dein Teil des Haushalts erledigt ist.”

Stimmt, Montag ist der einzige Tag an dem ich dafür Zeit habe… aber danach hab ich dann frei!

Machts gut und guten Start in die Woche!