Wahrscheinlich hätte ich meine Saison bereits Ende September für zu Ende erklärt, wenn wir nicht noch nach Hawaii geflogen wären, denn mental wurde es ziemlich hart, besonders weil alle um mich herum bereits Saisonpause hatten und ich so nur noch alleine unterwegs war.
Aber so ging es mit meiner Schwester und meinem Vater für 2,5 Wochen nach Kailua Kona auf Big Island Hawaii, wo mein Vater bei den Ironman World Championship teilnehmen sollte, für die er sich im Jahr davor beim Ironman Wales qualifizieren konnte. Meine Schwester und Ich waren die Supportcrew und selber nutzte ich die extremen Bedingungen der Insel als Trainingslager.
Ich war nach 2013 und 2015 bereits zum dritten mal dort, aber da habe ich nie so richtig trainiert, so konnte ich extrem viel neue Erfahrung sammeln, was die Bedingungen und Wettkampfstrecken dort angeht und freue mich jetzt schon dort eines Tages an den Start zu gehen. Außerdem war ich kein unbekanntes Gesicht mehr und durfte sogar bereits ein paar Interviews geben.
Mein Vater wurde Vizeweltmeister seiner AK, also habe ich scheinbar auch in meinem Supportjob alles richtig gemacht ;) Insgesamt war es wieder eine unvergessliche Zeit auf der Insel und mit einigen guten Trainingseinheiten im Gepäck ging es wieder auf die lange Reise in Richtung Heimat und wenige Tage später zum letzten Wettkampf der Saison zur Challenge Forte Village Sardinien.
Mein Ziel war es die Saison mit einer weiteren Podiumsplatzierung zu beenden, was aber auf keinen Fall einfach werden sollte, denn es waren einige starke Profis am Start. Die Tage vor dem Wettkampf verliefen sehr stressfrei und meine Schwester war als Unterstützung und natürlich Fotografin mit mir auf die Insel gereist. Die Veranstaltung war sehr professionell organisiert und auf der Pasta party gab es die besten Nudeln, die ich je bei einer Pasta Party gegessen hatte (wohlgemerkt Nudeln! Kaiserschmarrn gab es nicht, da bleibt Walchsee Spitzenreiter ;) ).
Dann stand auch schon der Renntag an. Nach dem Frühstück erhielte ich erstmal die Nachricht, dass wegen des zu starken Wellengangs das Schwimmen durch einen 5km Lauf ersetzt wird. Ich denke, für mich persönlich macht das kaum einen Unterschied, da ich sowohl mit der Spitze mitschwimmen könnte, als auch mitlaufen, aber anderen spielt dies sicher in die Karten, die sonst beim Schwimmen deutlich verloren hätten. Auf jeden Fall konnte ich die Entscheidung des Veranstalters nachvollziehen, da dieser die Verantwortung für über 1000 Athleten trägt und auch wenn viele bei solchen Wellen trotzdem schwimmen können, gibt es eben auch viele, die sich so im Wasser schon sehr schwer tun und bei solchen Wellen wahrscheinlich Panik bekommen hätten. Für alle Agegrouper gab es aus logistischen Gründen wegen zwei Wechselzonen keinen Duathlon, sondern ein Bike and Run mit Rolling Start in Reihenfolge der Startnummern.
Pünktlich um 8 Uhr fiel dann der Startschuss für alle Profis. Wie erwartet wurde nicht so losgesprintet wie bei den Duathlons, die ich bisher gemacht hatte, aber trotzdem drückte der Belgier Pieter Hemeryck gleich ordentlich aufs Tempo, das nur ich und der Däne Daniel Bäkkegard, der drittplatzierte von der Challenge Walchsee, mitgehen konnten. Wir liefen sehr konstant und es war auch nicht zu hart, denn man muss ja später noch 21km laufen können.
In dieser Konstellation ging es nach 15:34min für 4,8km dann in die Wechselzone und aufs Rad. Nach 10km konnte der Amerikaner Matt Chrabot noch auf uns aufschließen. Meine Beine waren natürlich erstmal nicht so frisch wie sie es mit Schwimmen statt Laufen gewesen wären und ich hatte im langen Anstieg nach bereits 15km nicht die Kraft zu attackieren, obwohl das die beste Möglichkeit gewesen wäre. Die lange Abfahrt mussten wir bei nasser Straße bewältigen und niemand wollte da etwas riskieren. Bei uns fuhren alle immer mit sehr fairem Abstand, was man von unserer Verfolgergruppe nicht behaupten konnte. Es gibt auf der Radstrecke insgesamt drei Wendepunkte und jedes mal, wenn diese mir entgegen kam, wurden vielleicht 2m Abstand gehalten.
Das Tempo war sehr hoch und es gab wirklich keine einzige Phase, bei der man mal ein bisschen durchschnaufen konnte. Bei Kilometer 60 hatte der Däne dann Probleme mit seiner Schaltung und fiel zurück, kurz darauf probierte ich es mal mit einer Attacke in einem technisch relativ anspruchsvollen Teil der Strecke und fuhr richtig schnell um die Kurven und bei allen Bergaufpassagen 450 Watt. Aber sowohl Hemeryck als auch Chrabot ließen nicht locker. So änderte sich dann nicht mehr viel und wir fuhren zu dritt in die zweite Wechselzone mit 6min Vorsprung auf unsere Verfolger.
Als zweiter ging ich dann auf die Laufstrecke, aber Hemeryck musste ich gleich ziehen lassen, trotzdem fiel mir das Loslaufen etwas leichter als bei der Challenge Walchsee. Mit der Sonne wurde es dann sogar ziemlich warm. Bis zum ersten Wendepunkt bei Kilometer 5 lief eigentlich alles ganz gut und ich lief auch schneller als der dritte Matt Chrabot, aber auf dem Rückweg lief ich auf einmal deutlich langsamer und konnte trotz Energieaufnahme auch nichts mehr zulegen. Nach der ersten der beiden Runden holte mich Chrabot und ich lief erstmal einen Kilometer lang mit ihm mit in der Hoffnung, dass es mir wieder besser geht oder ihm schlechter, aber auch da musste ich dann abreißen lassen und dann fing es an so richtig schwer zu fallen. Meine Beine fühlten sich komplett zerstört an und jeder Schritt tat weh. Ich hatte dann schon Angst, dass von hinten noch jemand auflaufen könnte, aber am Wendepunkt sah ich, dass ich doch noch über einen Kilometer Vorsprung hatte und ich jetzt nur noch laufend bis zum Ziel kommen musste. Leichter gesagt als getan. Die letzten 5km fühlten sich ewig an und ich war extrem erleichtert endlich die Ziellinie zu überqueren. Insgesamt 26 Laufkilometer im Wettkampf ist schon nochmal eine andere Hausnummer, vor allem war der Halbmarathon auch ziemlich anspruchsvoll und es ging ständig bergauf und bergab.
Noch nie hatte ich mich so über ein Finish gefreut, dass die Platzierung erstmal nur zweitrangig war. Aber natürlich war ich auch zufrieden mit meinem dritten Platz. Ich denke mehr wäre an dem Tag nicht drin gewesen und mein Ziel Podium hatte ich somit erreicht.
Den Wettkampf kann ich nur weiterempfehlen. Die Organisation ist top, die Strecken sind zwar anspruchsvoll, aber richtig schön, besonders die letzten 30 Radkilometer an der Küste entlang. Mit Schwimmen bestimmt noch besser ;)
Endlich Saisonpause!!! Ich denke, ich kann mit meiner ersten Saison als Profi mehr als zufrieden sein. Bei vier Starts über die Mitteldistanz schaffte ich es vier mal aufs Podium und konnte Deutscher Meister über diese Distanz werden. Erste Plätze beim Rothsee und Frankfurt City Triathlon, zwei mal in der TOP 15 der Triathlon Bundesliga, einmal TOP 15 bei einem Elite Europa Cup… Bei den Triathlon Awards 2018 bin ich nun als „Aufsteiger des Jahres“ nominiert und für mich abstimmen könnt ihr hier: https://www.surveymonkey.de/r/WSGJ2T6
Ich würde mich über eure Stimme sehr freuen :)
Natürlich Vielen Dank an meine Sponsoren, die mich dieses Jahr top unterstützt haben: IPP, Sailfish, Kiwami, Funky Trunks, Specialized, Chris Design und Muscle Milk Protein!
Vielen Dank an meine Eltern, die mich nicht nur finanziell stützen, sondern mir auch allgemein immer zur Seite stehen! Auch an meine Schwester für die tollen Bilder und Videos! Und zuletzt noch ein großes Dank an meinen Trainer Roland Knoll, der mich schon trainiert seit ich mit Triathlon begonnen habe und natürlich maßgeblich zum Erfolg beiträgt!
Nun werden in der Saisonpause die Batterien aufgeladen und neue Pläne für 2019 geschmiedet. Stay tuned!
Bis dahin
Frederic