U23 WM Edmonton

Neun Tage Kanada, drei Tage Quarantäne, meine erste olympische Distanz im ITU Bereich und mein zweiter 10. Platz bei einer Weltmeisterschaft.

Das erste Mal, dass ich bei einer WM gestartet bin war vor knapp zwei Jahren, in Lausanne in der Schweiz. Wenn man das Rennen von damals, mit dem jetzigen WM – Rennen vergleicht, sieht man ganz gut wie unterschiedlich ein Triathlon auf der Kurzdistanz ablaufen kann. Bei den Junioren wird die WM immer über die Sprintdistanz ausgetragen, ab der U23 gehts auf der olympischen Distanz zur Sache. Vor zwei Jahren fuhr das gesamte Feld auf dem Rad zusammen und ich ging zusammen mit rund 40 Mann auf die Laufstrecke. Hier war die erste Runde enorm taktisch und keiner traute sich das Tempo zu machen und erst in der zweiten und letzten Laufrunde wurde das Rennen richtig schnell. Am Samstag war ich vom Start, bis Kilometer 20 auf dem Rad komplett am Anschlag!

Schon vor dem Wettkampf am Samstag war klar, dass das Schwimmen enorm schnell werden würde, da einige der schnellsten Schwimmer ( auch im Vergleich zur Elite ) am Start waren. Für mich bedeutete das, schnell anzuschwimmen, mich anschließend taktisch klug zu verhalten und im Wasserschatten vorne mitzuschwimmen. Der Kurs bestand aus zwei Runden a 750m, mit einem kurzen Landgang als Unterbrechung. Ich erwischte einen guten Start und konnte mich gleich vor der ersten Boje vorne etablieren. Danach ging es ordentlich zur Sache, da es einfach sehr viele schnelle Schwimmer gab und es sich vorne überhaupt nicht separierte. Was normalerweise in der Mitte des Feldes passierte, war hier einfach aufgrund der hohen Leistungsdichte ganz vorne der Fall: Es wurde sie mich eng um die Bojen herum und wir bremsten uns alle eher gegenseitig aus, als dass wir voneinander profitierten. Am Ende der ersten Runde stieg ich ungefähr an Position 15 aus dem Wasser, allerdings mit Kontakt zur Spitze und vielleicht mit fünf bis zehn Sekunden Rückstand. Alles nach Plan soweit. 

Was mir aber dann wichtige Sekunden kostete war der Landgang vor der zweiten Schwimmrunde. Als ich wieder ins Wasser sprang, schoss mir richtig das Laktat in die Arme und ich musste ein paar Meter rausnehmen, um wieder meinen Rhythmus zu finden. Danach schwamm ich wieder gut im Feld mit und stieg mit 22 Sekunden Rückstand aus dem Wasser, ohne komplett am Anschlag zu sein. Als ich in die Wechselzone lief konnte ich die ersten Jungs noch aufs Rad springen sehen und war eigentlich zuversichtlich, dass ich die wenigen Sekunden Rückstand schnell zufahren könnte.

Schwimmausstieg // Quelle: Tommy Zaferes

Ich fuhr dementsprechend hart an und sammelte ein paar Athleten von vorne ein aber sah gleich, dass die Spitzengruppe sich vorne schnell organisiert hatte und gut zusammenarbeitete. Nach dem längeren Anstieg auf der ersten von sechs Runden, blickte ich mich um und hatte nur noch vier Leute am Hinterrad. Einer davon hatte leider einen richtig schlechten Tag und konnte keinen Führungsanteil übernehmen. Die restlichen drei und ich versuchten mit allen Mitteln die Lücke nach vorne zu schließen. Es waren nur 20sek Rückstand und die 11 Mann starke Führungsgruppe schien zum Greifen nahe, aber auf der langen Abfahrt und den Geraden die leicht bergab gingen, verloren wir gegen die gut zusammenarbeitende, größere Gruppe einfach immer wieder Zeit. Hinter uns fuhren zwei weitere Radgruppen, welche auch immer mehr Zeit auf uns verloren, aber nach drei Runden musste ich etwas rausnehmen. Die Jungs in meiner Gruppe waren auch schon ziemlich platt und jeder wusste, dass wir nicht mehr zur Führungsgruppe aufschließen würden. Das war das erste Mal, dass ich mich etwas erholen und verpflegen konnte. Nach den Gels hatte ich auch wieder deutlich mehr Energie und war langsam zuversichtlich auch den abschließenden 10km Lauf zu überleben. 

Ende der zweiten Radrunde // Quelle: Tommy Zaferes

Ich stieg mit einem Rückstand von 1:10min auf die Spitze vom Rad und motivierte mich mit dem Gedanken, dass es auch für die vorderen Athleten auf dem Rad hart gewesen sein musste und 10km sehr lang sein können. Ich lief kontrolliert aber zügig los und fand einen guten Rhythmus. Es war ziemlich windig auf der Strecke und zwei Jungs aus meiner Gruppe liefen in meinem Windschatten mit. Wir verloren zwar etwas auf Rang eins bis vier auf der ersten Laufrunde, liefen aber schneller als der Rest des Feldes. Nach fünf Kilometern konnte ich die ersten Athleten aus der vorderen Gruppe sehen und der Ungar und Japaner lösten mich in der Führung ab und ich konnte mich im Windschatten etwas erholen. Es war faszinierend zu sehen, wie viel mir der Windschatten gebracht hat und ich konnte meine Atmung deutlich runterbringen und mich voll auf meinen Laufschritt konzentrieren.

Kilometer 1/10 // Quelle: Tommy Zaferes

Nach 6,5km übernahm ich wieder die Führung und wir wir überholten den ersten Athleten aus der Spitzengruppe. Ich lag nun an Position elf, die zwei Jungs immer noch im Nacken. Als ich auf die letzte Laufrunde ging, hatten wir noch 15sek Rückstand zum Neuseeländer, der auf Platz 10 lag und ich fokussierte mich nur darauf, diese Lücke langsam zu schließen. Am Wendepunkt hinten, hatte ich den Rückstand nochmal halbiert und wusste, dass es sehr knapp werden würde wenn ich das gleiche Tempo einfach nur weiterlaufen würde. Gleichzeitig musste ich aber auch noch die Jungs in meinem Windschatten loswerden. Ich erhöhte langsam das Tempo, aber die beiden konnten noch mitgehen. Ich nahm wieder etwas heraus um zu sehen, ob sie die Luft hatten vorbeizugehen aber es folgte keine Attacke und ich war mir relativ sicher, dass ich der Stärkste in unseren kleinen Duell war. Bei ungefähr einem Kilometer to go, entschloss ich mich all in zu gehen. Wir hatten den Neuseeländer immer noch nicht eingeholt, denn der gab hetzt auch noch einmal alles, um die Top 10 zu verteidigen. Meine Tempoverschärfung zeigte aber Wirkung und ich wurde den Ungar los und schloss die Lücke nach vorne. Die letzten 200 Meter waren entscheidend, denn hier wurde die Strecke nach einer 90 Grad Kurve kurzzeitig sehr schmal und öffnete sich erst nach einer weiteren 90 Grad Kurve zur Zielgeraden hin. Bereits vor dem Rennen hatten wir besprochen (im Falle eines Zielsprints) vor der ersten Kurve zu attackieren und die Entscheidung von vorne zu versuchen. Es ging zwar nicht um das Podium, aber mir gibt ein Zielsprint immer noch einmal enorm viel Motivation, um noch einmal alles zu mobilisieren und den Sprint zu gewinnen!

Für Ruhm und Ehre

Am Ende war es also Platz 10 und den nehme ich für diesen Tag gerne! Im Schwimmen hat es einfach nicht ganz gereicht und auf dem Rad fehlte mir das gewisse Etwas um vielleicht die Lücke alleine zufahren zu können. Mit dem abschließenden Lauf bin ich aber top zufrieden und auf diesem Niveau in den Top 10 zu landen macht mich auf jeden Fall stolz. Finanziell hat sich das Ganze allerdings nicht wirklich gelohnt, da das U23 Grand Final kein Preisgeld gibt :( sonderlich viel Weltcup Punkte gibt es auch nicht… bleibt nur die gewonnene Erfahrung und natürlich Ruhm und Ehre was auch sonst?!

U23 WM Edmonton

Hier in Kanada ist es gerade noch Montag, bei euch wahrscheinlich schon Dienstag Nacht bis dieser Blog online geht;) Letzte Woche war einfach mal wieder so viel los, dass ich nicht zum Blockschreiben gekommen bin! Deshalb jetzt hier die Zusammenfassung der letzten zwei Wochen:

Part 1: Bundesliga Nürnberg

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, aber das Heimrennen in Nürnberg war tatsächlich erst letzte Woche! Die Strecke und die Atmosphäre war richtig gut und seit langem hat sich ein Wettkampf mal wieder so richtig nach Triathlon angefühlt. Zuschauer, Anfeuerungsrufe auf der gesamten Strecke und – was natürlich auch zu einem typischen Triathlon gehört – dass nicht alles nach Plan läuft…

Aber alles der Reihe nach: der Start lief nicht ganz optimal und ich wurde nach ein paar Zügen an der Schulter zurückgezogen (nicht mit Absicht aber der Schwimmer neben mir hat mich einfach bei seinem Zug voll erwischt und nach hinten gedrückt). Ich hatte aber richtig gute Arme und konnte mich wieder nach vorne arbeiten und vor allem am Rückweg noch die Lücke zu ein paar Athleten schließen, die sich vom Feld abgesetzt hatten.

Der Whörder See war mit 16,5 Grad relativ kalt, daher galt Neoprenpflicht // Quelle: Theo Bettin

Durch einen guten Wechsel und einer schnellen ersten Runde konnte ich mit zwei weiteren Jungs zur vier-köpfigen Spitzengruppe aufschließen. Ich investierte hier sehr viel und versuchte das Tempo in unserer Gruppe hochzuhalten. Leider konnten nicht alle Athleten mitarbeiten und so verloren wir langsam aber stetig unseren 15-sekündigen Vorsprung auf die 20 Mann große Verfolgergruppe.

Wendepunkt nach einer von fünf Runden // Quelle: Theo Bettin

Am Ende der vierten Radrunde gab es den Gruppenzusammenschluss. Ich wollte hier auf keinen Fall Positionen verlieren und fuhr weiter vorne. Bis zum Abstieg investierte ich so zwar einiges mehr, konnte aber als Zweiter in die Wechselzone laufen und so – eigentlich – etwas Vorsprung mit auf die Laufstrecke nehmen. Ich verschätzte mich aber ordentlich und war kurz vor meinem Wechselplatz noch viel zu schnell für den nassen Teppich. Als ich dann abbremste zog es mir einfach die Füße weg und ich landete mit voller Wucht auf den Speichen meines Vorderrads.

Das wars mit der guten Ausgangsposition ;) // Quelle: Triathlon-Bundesliga

Meinem Oberschenkel ging’s zum Glück ganz gut, aber die Carbonspeichen meines Vorderrads sind leider gebrochen… An letzter Position ging ich mit ordentlich Wut im Bauch auf die Laufstrecke. Die erste Kilometer ging es an der Pegnitz entlang bergab Richtung Hauptmarkt und ich versuchte sehr schnell anzulaufen und die verlorenen Plätze wieder gutzumachen. Ich arbeitete mich auch kontinuierlich nach vorne, aber auf Position acht liegend musste ich dann doch etwas rausnehmen und mich wieder etwas erholen. Hier war die Aufholjagd dann eigentlich auch zu Ende und ich kam nicht mehr näher an die Führenden heran. Somit lief ich am Ende auf Platz acht, einigermaßen zufrieden ins Ziel.

Kein optimales Rennen aber eine gute Vorbereitung für die anstehende WM // Quelle: Triathlon-Bundesliga

Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Bundesliga nächstes Jahr wieder nach Nürnberg kommt und sich langfristig als Rennen etabliert und den Kurzdistanz Triathlon hier in der Region etwas bekannter macht. Das Feedback war durchweg positiv und auch von den Athleten hab ich nur Gutes gehört. Es sollte dem nächsten Jahr also nichts im Weg stehen;)

Part 2: Edmonton

Jetzt aber zu der aktuellen Situation! Gerade befinde ich mich meinen zweiten Tag in Quarantäne in Edmonton. Nicht schlimm, alles so geplant ;) die dreitägige strenge Zimmerquarantäne ist von der ITU (international Triathlon Union) so eingeplant um jegliche Risiken einer Infektion mit COVID zu minimieren. Anschließend sind wir allerdings auch nicht wirklich frei, sondern werden nur für unsere Trainingseinheiten zum Wettkampfgelände geshuttelt und anschließend wieder ins Hotel gebracht. Nicht schön, aber in den aktuellen Zeiten einfach notwendig. Ich komme aber eigentlich ganz gut damit klar und bin viel auf der Rolle, simuliere das Schwimmen mit Zugseil und Athletikübungen und freu mich dann umso mehr auf den Wettkampf am Sonntag.

Den heutigen Tag teile ich in den Stories auf Social Media also wer interessiert ist, kann hier gerne mal reinschauen. Für Details, meine Ambitionen für Samstag und sonnige Insights geht dann am Donnerstag ein neuer Podcast online!

Ansonsten euch noch eine erfolgreiche, erholsame oder einfach auch nur schöne Woche!