Höhen und Tiefen

Mein zweiter großer Rennblock ist abgehakt und ich melde mich hiermit sozusagen aus der Blog-Sommerpause zurück. In den letzten Wochen war wieder einiges los und ich habe keine Zeit für ein Update gefunden. Leider war ich nicht nur mit Training, Reisen und Wettkämpfen, sondern auch mit dem ein oder anderen Arzttermin beschäftigt. Aber alles der Reihe nach…

Deutsche Meisterschaft Düsseldorf

Los ging’s Anfang Juli mit den Deutschen Meisterschaften in Düsseldorf. Die letzten Jahre wurden diese immer in Berlin, im Rahmen der Finals (ein Zusammenschluss mehrerer Sportarten, alles übertragen durch ARD/ ZDF) ausgetragen und haben dadurch eine deutliche Wertsteigerung erfahren. Dieses Jahr fanden die Finals im Ruhrgebiet statt und unser Rennen war (endlich) mal nicht in Berlin. Ich persönlich bin mit dem Rennen und den Strecken dort nie so richtig warm geworden. So habe ich mich auf die Abwechslung in Düsseldorf gefreut und bin mit viel Selbstvertrauen aus den letzten Rennen an den Start gegangen.

Ehrlich gesagt habe ich mich im Rennen dann allerdings gar nicht so wohl gefühlt und musste nach einem mäßigen Schwimmen noch die Lücke nach Vorne schließen. Das gelang mir allerdings gleich in der ersten von drei Runden und ich konnte mich danach etwas erholen. Es war definitiv keiner der Tage, an denen ich auch komplett am Rad hätte durchziehen können und ich musste etwas taktisch fahren und – so weit es das Tempo in der Gruppe zuließ – Kräfte für den abschließenden Lauf sparen. Am Ende konnte ich mich auf jeden Fall gut positionieren und als Erster vom Rad steigen. Vor allem wenn man merkt, dass man keinen “Über-Tag” hat, versuche ich mich immer auf diese kleinen Dinge zu fokussieren und mich so durch das Rennen zu hangeln.

3. Stopp der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga am 08. Juni 2023 in Düsseldorf © DTU / Petko Beier

Durch meinen guten Abstieg und Wechsel musste ich auch keine Lücke beim Anlaufen schließen und versuchte direkt mein Tempo zu laufen. Direkt am Anfang überholte mich Tim Hellwig, Lasse Priester und Lasse Lührs und ich ließ die drei erst einmal laufen. Nach dem ersten Kilometer merkte ich allerdings, dass sonst alle hinter mir blieben und auch nicht schneller laufen konnten. Das gab mir wieder etwas Kraft und ich konzentrierte mich einfach nur auf meinen Schritt. So langsam kam mir auch Lasse Lührs wieder entgegen und ich fing an, nicht mehr nur nach hinten abzusichern, sondern hatte den dritten Platz vor Augen. Lasse Priester und Tim Hellwig waren etwas zu weit weg, um noch weiter nach vorne zu kommen, aber der dritte Platz schien greifbar zu sein. In der letzten Runde attackierte ich ein zwei Mal und konnte mich tatsächlich 500m vor Ziel von Lasse lösen.

3. Stopp der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga am 08. Juni 2023 in Düsseldorf © DTU / Petko Beier

Mit dem dritten Platz bin ich super zufrieden und es zeigt, dass ich dieses Jahr noch einen Schritt nach Vorne gemacht habe und nun zu den besten deutschen Kurzdistanzathleten gehöre. Auch wenn die deutsche Meisterschaft international kaum eine Bedeutung hat, ist es doch immer ein interner Kampf unter uns deutschen Athleten und ein wichtiges Rennen im Saisonplan.

3. Stopp der 1. Bitburger 0,0% Triathlon-Bundesliga am 08. Juni 2023 in Düsseldorf © DTU / Petko Beier

Sprint Weltmeisterschaft Hamburg

Von Meisterschaft zu Meisterschaft… Nachdem ich letztes Jahr durch meine Verletzung auch wichtige Positionen in der Weltrangliste verloren hatte, war ich nun durch meine Europacup Erfolge endlich wieder in der Lage, auch bei der WTCS an den Start zu gehen. Das Niveau ist super hoch und es sind einfach die schnellsten Jungs und Mädels der Welt am Start. Hier darf man sich keine Fehler bei den kleinen Dingen erlauben und muss zusätzlich noch in allen drei Disziplinen eine sehr gute Leistung anbieten, um konkurrenzfähig zu sein. In Hamburg wurde dieses Jahr die Sprint WM im Eliminator Format ausgetragen. Das bedeutet Vorläufe am Freitag und drei Hauptrennen am Samstag, bei welchem nach jedem Wettkampf die letzten zehn Athleten “eliminiert” werden und beim nächsten Rennen (eine Stunde später) nicht mehr an den Start gehen dürfen. Die Distanz war dabei immer sehr kurz (300m/ 7,5km/ 1,85km).

Insgesamt waren 60 Athleten am Start, aufgeteilt auf zwei Halbfinals. Um direkt ins Finale am Samstag einzuziehen, musste ich unter die besten zehn Athleten in meinem Halbfinale kommen. Keine leichte Aufgabe, aber im Gegensatz zu den Deutschen Meisterschaften die Woche zuvor, fühlte ich mich richtig gut und stark! Ich war von Anfang an in der Lage, immer vorne mitzumischen und konnte auch beim abschließenden Lauf meine Position verteidigen und kam als siebter ins Ziel. Hier sieht man wie knapp solche Rennen ablaufen und wie hoch das Niveau ist. Von Platz Eins trennten mich nur zwei Sekunden aber Platz 11 (und somit der erste Verlierer des Halbfinales) war auch nur drei Sekunden hinter mir…

Fürs Finale am Samstag war mein Ziel, die Top 20 zu erreichen. Da 30 Athleten an den Start gingen musste ich also den ersten Wettkampf überstehen und in den besten 20 finishen. Ähnlich wie am Vortag klappte alles einfach perfekt und auch mein Gefühl war wieder sehr gut. Ich konnte noch etwas Kräfte sparen und mein erstes Ziel erreichen. Die Pause zwischen den Rennen nutzten wir alle, um uns auf der Rolle wieder locker zu fahren, wieder etwas Kohlenhydrate aufzunehmen und sich mental auf einen erneuten Start einzustellen. Generell war ich schon ziemlich happy mit dem Rennverlauf und merkte die Anstrengung dadurch noch gar nicht so richtig. Weiter ging es also nur noch mit 20 Athleten und ich konnte realistisch vor dem Rennen einschätzen, dass es nun ganz schwer werden würde, noch einmal eine Runde weiterzukommen.

Tatsächlich lieferte ich aber hier mein bestes Schwimmen des Wochenendes ab und war gleich nach dem ersten Kilometer auf dem Rad an der Spitze des Feldes. Im Gegensatz zur ersten Runde ging aber nirgends eine Lücke auf und es waren (bis auf zwei Athleten) alle in der Spitzengruppe dabei. Ich versuchte das Tempo hochzuhalten, investierte rückblickend aber wahrscheinlich etwas zu viel am Rad. Schon beim Loslaufen merkte ich, dass die Beine nicht mehr allzu frisch waren und musste leider direkt die ersten Gegner ziehen lassen. Ich konnte mich aber noch richtig gut quälen und immer weiter pushen und kam am Ende als 14. ins Ziel. Mehr ist wahrscheinlich gerade noch nicht drin und damit bin ich aber mehr als zufrieden!

Am nächsten Tag Stand dann noch das letzte Highlight an: Mixed Relay Weltmeisterschaften. Da ich am Vortag unter den besten zwei deutschen Athleten war, wurde ich für die Staffel nominiert und zusammen mit Tim Hellwig, Annika Koch und Laura Lindemann hatten wir auch eine wirklich gute Truppe am Start. Zehn Jahre war es her, als Deutschland das letzte Mal den Titel gewinnen konnte, damals noch mit Jan Frodeno und Anne Haug. Es sprach zwar keiner laut aus, aber insgeheim hoffte jeder von uns, dass alles perfekt laufen würde und wir am Ende tatsächlich ganz oben stehen können. Den genauen Rennverlauf erspare ich euch hier, aber man kann sich in der ARD Mediathek auch bestimmt alles noch einmal in Ruhe ansehen ;)

Am Ende rief jeder von uns einfach seine beste Leistung ab, machte keine Fehler und wir konnten uns den Titel holen! Wir waren von Anfang an immer vorne mit dabei, gerieten nie unter Druck oder Zugzwang und Laura konnte dann an Position vier den Sack zumachen. Der tag wird mir auf jeden Fall für immer in Erinnerung bleiben und war bezeichnend für ein perfektes Kurzdistanz Triathlon Wochenende in Hamburg!

Das Tief

Nach den Höhen kommen aber leider auch wieder die Tiefen und dieses machte sich bei mir unmittelbar nach dem Staffelrennen bemerkbar. Ich ließ auch direkt alles abchecken, weil ich kein gutes Gefühl bei der Sache hatte und leider sah man im MRT eine deutliche Stressreaktion auf meinen Fibulaköpfchen (Kopf des Wadenbeins) – wahrscheinlich ausgelöst durch die hohe Wettkampfbelastung der letzten Wochen mit dem Peak in Hamburg. Ich hatte schon schlimmere Verletzungen, aber der Zeitpunkt ist jetzt kurz vor dem olympischen Testament in Paris in drei Wochen denkbar schlecht. Ich kann allerdings schon wieder gutes Alternativtraining zum Laufen einbauen und war die letzte Woche rund 40 Kilometer schwimmen, also wird mir nicht langweilig. Außerdem fahre ich viel Rolle um das Herz-Kreislauf-System aktiviert zu halten. Am Ende der Woche darf ich dann auch die ersten lockeren Laufversuche starten. Paris ist also immer noch möglich ;)

Drückt mir die Daumen

Frederic Funk Triathlon-Blog: Triathlon Bundesliga Runde 2

Ein Wochenende Rennpause war nach meinen Wettkampfblock schon wieder mehr als genug, so ging es weiter nach Düsseldorf zur zweiten Runde der 1. Triathlon-Bundesliga. Düsseldorf war eigentlich schon immer ein ganz gutes Pflaster für mich, wahrscheinlich wegen der technisch anspruchsvolleren Radstrecke, so freute ich mich sehr auf das Rennen. Dieses Jahr sollte dort auch wieder die Deutsche Meisterschaft der U23/Elite über die Sprintdistanz stattfinden, jedoch ist es für mich persönlich einfach keine Deutsche Meisterschaft, wenn dort internationale Athleten an den Start gehen, die das Rennen „verzerren“. So ging ich auch nicht so vorbereitet in den Wettkampf wie vielleicht manch anderer deutscher Athlet und für mich persönlich war die Bundesligaplatzierung und vor allem die Teamplatzierung deutlich wichtiger.

Da ich zwei Tage vor dem Rennen noch beim Abiball meiner Schwester war, flog ich am nächsten Tag von München nach Düsseldorf, so war die Reise deutlich entspannter als es eine 7 stündige Autofahrt gewesen wäre.

Wieder hatten wir ein starkes Team an der Startlinie: Laszlo Tarnai und Bence Lehmann, beide aus Ungarn, Niklas Rössner aus Dänemark und Marius Güths und ich hielten die deutsche Quote hoch. Viele andere Teams waren geschwächt, da am selben Wochenende die Deutschen Meisterschaften der Jugend/Junioren in Grimma stattfanden und das Rennen in Düsseldorf somit ohne die meisten Junioren stattfand. Dennoch gab es auch einige, die sich einen Doppelstart zumuteten.

Die Wassertemperatur im Hafenbecken betrug knapp 22°C, also war der Neo verboten, was ich in Düsseldorf eindeutig bevorzuge, da der Weg von Schwimmausstieg zur Wechselzone sehr lange ist und im Vergleich zu den anderen Athleten kann ich sowas ohne einfach deutlich schneller laufen und mit Neo verliere ich Zeit.

Da wir in der Tabelle nach erst einem Rennen auf Rang 4 waren, wurden wir auch schon als vierter aufs Pontoon gerufen und stellten uns auf die linke Seite zu den ersten drei Teams aus Buschhütten, Saarbrücken und Potsdam. Nachdem alle Teams und die zusätzlichen DM Starter bereit standen, waren es immer noch 4min bis zum Start. Gott sei Dank waren es fast 30°C Außentemperatur, so frierte man wenigstens nicht.

Dann ging es endlich los. Ich kam erst richtig gut weg, hatte kaum Körperkontakt und fand gleich einen schnellen Wasserschatten. Leider blieb dies nur bis zur ersten Boje so, denn da ich nicht schnell genug war, konnte ich nicht vor den von rechts kommenden Athleten um die 90° Richtungsboje schwimmen und wurde nach außen gedrängt. Auch wenn man außen entspannt schwimmen kann, muss man halt leider einen weiteren Weg zurücklegen und verliert Plätze. So war es bei allen vier Bojen. Ich verstehe allerdings nicht wieso man noch 90° Richtungswechsel beim Schwimmen einbaut. Das macht vielleicht bei Lang- und Mitteldistanz Sinn oder allgemein bei Wettkämpfen, wo die Leistungsdichte nicht so hoch ist, aber in der Bundesliga?? Selbst bei der World Triathlon Series findet man so etwas nicht mehr und es ist auch ganz einfach zu lösen, man braucht nur mehr Bojen, die man als Kurve aufreiht. Das ist deutlich leichter zu schwimmen, es gibt weniger Geprügel und es ist einfach fairer. Aber die Bundesliga braucht ja auch noch Entwicklungsspielraum ;) Auch wenn im French Grand Prix vielleicht mehr Geld fließt und bessere Athleten unterwegs sind, sind die Rennen der deutschen Triathlon-Bundesliga deutlich besser organisiert.

Nun zurück zum Wettkampf. Kurz vor dem Schwimmausstieg sah ich einen Namen die steile Treppe hochflitzen: Murray. Ich wusste, dass ich da hin muss, wenn ich auf dem Rad ganz nach vorne will. Das Laufen in die Wechselzone lief richtig gut und ich konnte auch da schon einige Plätze gutmachen. Die Spitze war circa 40s vorweg. Zusammen mit dem Niederländer und späteren Sieger Jorik van Egdom sprang ich aufs Rad und sofort wurde losgepresst. Die Lücke zur Radgruppe um Richard Murray war relativ schnell geschlossen, allerdings gingen auf dem Weg dorthin schon einige Athleten verloren, die das Tempo auf dem Rad nicht mitgehen konnten.

Es gab keine Zeit, um sich mal im Windschatten auszuruhen, denn als wir die Gruppe erreichten wurde gleich weiter ordentlich Druck gemacht, um die Spitzengruppe einzuholen. Die Strecke war technisch sehr anspruchsvoll und ich hatte viele Spitzen von über 1000 Watt und nach zwei der vier Radrunden über 400 Watt Normalized Power. Das war selbst für ein Windschattenrennen extrem viel und ich spürte es auch. Ohne meine Radstärke wäre ich wie viele andere Athleten auch einfach weggeplatzt. Nach zwei Runden holten wir dann auch die Spitze ein und nun waren wir circa 20-25 Athleten und hatten eine gute Minute auf die Verfolgergruppe. Laut dem Bericht der Deutschen Triathlon Union und dem Zielinterview von Lasse Lührs waren wir ja ein großes Hauptfeld vorne. Meiner Meinung nach sind 20 Athleten kein großes Hauptfeld, aber ja ;) Ich muss zugeben, dass es das härteste Radfahren war, dass ich bis jetzt hatte und selbst Richard Murray hat dies später in seinem Instagram Post geschrieben und der war auch schon bei vielen WTS Rennen unter anderem in Leeds, wo er sogar gewonnen hat.

In der Spitzengruppe stieg ich dann vom Rad. Von meinem Team war noch Bence in der Gruppe. Niklas und Laszlo in der Verfolgergruppe. Ich war gespannt, was beim Laufen jetzt noch übrig war. Wie gewöhnlich nach einem harten Radfahren ging der erste Kilometer gar nicht, noch dazu war es sehr heiß und auch der Wind erschwerte die Laufbedingungen. Dann kam ich aber langsam in Tritt und begann Plätze gutzumachen. Das Tempo ganz vorne war natürlich sehr hoch. Da kann ich selbst mit frischen Beinen (noch) nicht mitlaufen. Leider gab es nur eine Verpflegungsstation auf der 2,5km Runde. Ich hätte mir gerne noch mindestens eine weitere gewünscht.

In der zweiten Runde wachten meine Beine erst so richtig auf und ich konnte die Lücke zu Bence und dem Italiener Steinwandter schließen. Gemeinsam mit den beiden und einen weiteren Italiener (Bader) ging es auf die letzten paar hundert Meter. Steinwandter erhöhte das Tempo, aber ich konnte mitgehen, Bader auch, Bence nicht. Auf der Zielgeraden holte ich nochmal alles aus mir raus, musste mich aber Steinwandter sehr knapp geschlagen geben (das Photo Finish würde ich gerne mal sehen). Platz 15. Mein bisher bestes Bundesligaergebnis, so kann es weitergehen. Ergebnisse hier.

Bence kam auf Platz 17 ins Ziel, Niklas und Laszlo konnten auf die Plätze 20 und 22 vorlaufen, somit wurden wir im Team erneut vierter! Das ist ein super Ergebnis, da die ersten drei Teams schon deutlich überlegen waren.

In der Wertung der Deutschen Meisterschaften wurde ich 9ter in der Elite und 6ter in der U23.

Insgesamt bin ich mit meinem Rennen sehr zufrieden, vor allem da ich wirklich alles aus mir rausgeholt habe, dennoch gibt es noch die ein oder andere Stellschraube zu drehen.

Nun ist mal eine etwas längere Wettkampfpause von 3 Wochen bevor es in Münster, der dritten Runde der Bundesliga, wieder zur Sache geht.

Bis dahin
Frederic