U23 Europameister!

Auch wenn es sich kitschig anhört, fällt es mir schwer die passenden Worte zu finden und den Erfolg vom Wochenende richtig zu greifen. Wenn ich jetzt an das Rennen zurückdenke, habe ich mich selten in einer so kontrollierenden Position befunden, gleichzeitig aber komplett intuitiv gehandelt. Und anscheinend war es ganz gut, mal vollständig auf das Gefühl zu vertrauen!

Die letzten zwei Wochen liefern ehrlich gesagt nicht optimal und nach meinem Krankheitsausfall habe ich schon ganz schön gekämpft wieder reinzukommen. Die schnellen Einheiten liefen nicht rund und bis zur Vorbelastung am Dienstag, fühlte ich mich ziemlich kraftlos. Aber anscheinend war der Masterplan von Roland auf den Tag perfekt geplant. Den Reisetag am Mittwoch steckte ich gut weg und am Donnerstag fühlte ich mich das erste Mal seit Längerem wieder richtig gut und vor allem das Schwimmen ging mir locker von der Hand.

Das Halbfinale am Freitag lief dann auch soweit optimal und ich konnte mich ohne allzu großen Kraftaufwand mit Platz drei fürs Finale am Samstag qualifizieren. Die zehn Sekunden Zeitstrafe, die ich wegen zu spätem Absteigen vom Rad kassiert habe, waren zwar ärgerlich, aber dafür passte ich im Finale umso mehr auf. Ich entschied mich hier trotzdem noch für einen kleinen Zielsprint, um eine bessere Startnummer für den Finallauf zu bekommen.

Der Start fürs Finale war enorm spät – 19:25 Uhr. In der Früh ging ich noch locker für 30min auf die Rolle, danach noch einen Kilometer Schwimmen und dann hieß es Warten bis zum Abend. Die beiden Einheiten hören sich zwar etwas lächerlich an, aber hier geht es einfach nur darum, sich etwas zu bewegen, zu beschäftigen und den Kreislauf nicht ganz einschlafen zu lassen. Um 17:30 Uhr ging’s dann endlich los und die ganze Vorwettkampf-Prozedur ging los. Nummern anbringen, einchecken, Einteiler Kontrolle, einlaufen. Ich entschied mich dagegen, noch einmal einschwimmen zu gehen, da es ziemlich kalt war. Bis kurz vor dem Start hielt ich mich mit Rettungsdecke und Klamotten über dem Neo warm und machte nur ein bisschen Zugseil zur Aktivierung der Schwimmmuskulatur.

Ich ging mit Nummer sieben ins Rennen und hatte kein klar definiertes Ziel vor Augen. Irgendwie lief alles automatisiert ab und klar war ich etwas nervös, aber vor allem überwog die Vorfreude auf das Rennen und das Duell gegen die anderen Jungs! Ich erwischte einen perfekten Start und kam im vorderen Feld um die erste Boje. Auf dem Rückweg konnte ich gut Kräfte sparen und sah, dass vor mir maximal acht bis neun Athleten waren und nirgends eine Lücke aufging. So schwamm ich “relativ” entspannt zu Ende, legte dann aber direkt am Schwimmaustieg den Schalter um und machte gleich einige Plätze auf dem ca. 300m langen Weg in die Wechselzone gut. Als Fünfter wechselte ich aufs Rad und schon vor dem ersten Wendepunkt hatte ich mich an die Spitze des Feldes gesetzt. Ich versuchte von Anfang an den Druck hoch zu halten und fuhr die meiste Zeit an erster oder zweiter Position. Hinter mir dünnte sich das Feld auch schon etwas aus und am Ende der Radstrecke waren wir nur noch 15 Athleten, die zusammen auf die Laufstrecke gingen.

Ich schaffte es meine Führungsposition bis zum Abstieg zu verteidigen und sicherte mir mit einem guten Wechsel einen kleinen Vorsprung von zwei bis drei Sekunden. Bis dahin hatte ich mich kein einziges Mal umgedreht und keine Ahnung, wer sich unmittelbar hinter mir aufhielt. Nach ca. 400m rief mir ein Betreuer zu, dass ich eine Gruppe von sechs Mann, mit einem 20m Vorsprung etabliert hatte. Auch wenn das Tempo schon enorm hoch war, hatte ich noch etwas Reserve und konnte bis zum zweiten Wendepunkt (ca. bei 1,5km) dranbleiben. Hier attackierte dann aber der Brite Izzard und ich konnte nicht ganz folgen. Zusammen mit dem zweiten Briten in der Gruppe, Daniel Dixon, kämpfte ich jetzt noch um Platz fünf. Außerdem realisierte ich erst jetzt, dass ich den U23 Titel gewinnen könnte, wenn ich mich gegen Dixon durchsetzen würde.

Auf den letzten 300 Metern setzte ich meine Attacke und ging all in. Dixon konnte nicht folgen und ich kam sogar wieder an die führenden vier Athleten ran. Kurz vor dem Zielkanal riskierte ich das erste Mal einen Blick nach hinten und sah das Dixon noch nicht um die Kurve kam. Am Ende hatte ich gerade Mal vier Sekunden Abstand auf den Gesamtsieg, und nur eine Sekunde auf Platz vier!

Mit diesem Erfolg hatte ich wirklich nicht gerechnet und bin mehr als zufrieden! Bis jetzt auf jeden Fall mein größter Erfolg bei den Profis und einfach ein perfektes Rennen. Dieses gute Gefühl will ich jetzt mitnehmen und in den nächsten Rennen wieder abrufen!

Danke an alle Unterstützer und Sponsoren, ohne euch wäre das nicht möglich!

Bis demnächst;)

Quelle: Sven Seele

Schwimmblog Taliso Engel: Europameisterschaft 16.-22.5.21

Hey, 

seit einer Woche bin ich jetzt schon auf Madeira bei der Europameisterschaft im Para-Schwimmen, welche hier vom 16.-22. Mai stattfindet. Dass die EM in solchen Zeiten natürlich nur unter strengen Hygieneregeln stattfinden kann, brauch ich glaube ich nicht zu erwähnen. 

Am Sonntag ging es bei mir gleich mit 100 Schmetterling los. Ich nutzte das Rennen eigentlich hauptsächlich als Vorbereitung für meine Hauptstrecke, die 100m Brust am Montag. Trotzdem gelang es mir über die 100 Schmett eine knappe Bestzeit aufzustellen.

Am Montag ging es weiter mit den 100 Brust.
Die Stunden vor dem Rennen haben sich für mich sehr ungewohnt angefühlt, da ich bereits als Favorit in das Rennen reingegangen bin und somit der Druck etwas höher war.
Hinzu kam dann auch noch, dass meine Brille direkt nach dem Start komplett mit Wasser vollief und ich die ganzen 100m quasi nichts gesehen habe. Ich habe aber zum Glück die Wende und den Anschlag an der Wand relativ gut getroffen.
Trotzdem war ich von meiner Zeit und Platzierung etwas verwundert, da ich niemals damit gerechnet hätte, dass so ein gutes Ergebnis dabei rum kommt. Ich konnte meine aktuelle Bestzeit (1:04,6) um ganze 0,4 Sekunden verbessern, so das ich am Ende mit einer Zeit von 1:04,22 meinen ersten Europameister-Titel gewann!

Ich habe mich riesig gefreut und konnte es erstmal gar nicht glauben. Die Freude wurde aber, ähnlich wie bei der WM, durch eine Doping-Kontrolle gebremst. Dopingkontrollen sind immer, auch wenn sie für den fairen Sport natürlich extrem wichtig sind, sehr nervig, da sie oft relativ viel Zeit in Anspruch nehmen. Obwohl bei der Kontrolle dieses mal alles recht schnell ging waren wir leider erst um 21:45 Uhr aus der Schwimmhalle draußen. 

Aber auch nach den 100m Brust hatte ich noch nicht ganz meine Ruhe, da es direkt am nächsten Morgen mit 100m Kraul weiterging. Ich schwamm mit einer Bestzeit von 55,42 als 5. ins Finale.
Diese Platzierung konnte ich im Finale auch halten, wobei ich mich nochmal um 0,18 Sekunden steigern konnte. Das Endergebnis von den 100m Kraul war also ein 5. Platz, eine neue Bestzeit und ein neuer Deutscher Rekord in meiner Startklasse S13.

Jetzt habe ich dann doch endlich mal einen Tag frei, an dem ich etwas für mein, im Juni anstehendes, Fachabitur lernen und mich etwas entspannen kann. Am Donnerstag geht es dann mit 50m Kraul weiter und am Samstag mit 200m Lagen. 

Mal schauen was auf diesen beiden Strecken noch so möglich ist.

Ich werde euch natürlich davon berichten, aber jetzt erhole ich mich erstmal ein bisschen…

Bis dann 

Euer Taliso

Triathlonblog Simon Henseleit: Europameister!

Wie angekündigt hier noch der Blog über das Rennen am Sonntag. Anders als am Samstag startete ich hier nicht nur für mich, sondern für ein Team bestehend aus vier deutschen Athleten. Bei den nächsten Olympischen Spielen (Tokio 2020) ist das “Team Relay” Format ebenfalls vertreten und das zu Recht, denn es ist sehr zuschauerfreundlich und immer äußerst spannend! Für diejenigen unter euch, welchen das Format noch unbekannt ist, hier ein kurzer Abriss.

Ein Team besteht aus vier Athleten – zwei Männer und zwei Frauen. Jeder Einzelne absolviert einen kurzen Triathlon, bestehend aus 300m schwimmen, sechs Kilometer Radfahren und abschließenden 1600m Laufen. Zuerst starten die Frauen (eine aus jedem Team) alle zusammen wie bei einem normalen Triathlon. Allerdings läuft die erste Frau dann nicht ins Ziel, sondern klatscht den ersten Mann des jeweiligen Teams ab, welcher daraufhin sein Rennen antritt. Danach folgt die zweite Frau, die wiederum auf den letzten Starter jedes Teams, den zweiten Mann, übergibt.

Es versprach also ein sehr spannendes Rennen zu werden! Meine Schwester Franca sollte die Staffel für Deutschland eröffnen, danach folgte Katharina Möller (im Einzelrennen Platz 15), dann Jonas Osterholt (Platz 22 Einzel) und ich hatte die Aufgabe, wenn möglich den Vorsprung zu verteidigen, oder noch ein paar Plätze gut zu machen. Von Anfang an lief alles nach Plan, alle drei Athleten vor mir konnten ihre beste Leistung abrufen und Deutschland befand sich bei jedem Wechsel mit an der Spitze.

Auch Katharina Möller schickte mich an Position eins, zwar dicht gefolgt von Ungarn und GBR, ins Rennen. Im Schwimmen fühlte ich mich nicht so gut wie am Vortag, konnte das Tempo aber hoch halten. Kurz nach der Wende, musste ich den starken Schwimmer aus Ungarn noch vorbeiziehen lassen, allerdings konnten wir den Briten dadurch gleich im Wasser abschütteln. So fanden wir uns zu zweit auf dem Rad wieder und hatten knapp zehn Sekunden Vorsprung auf ein Trio (Portugal, GBR, Italien). Schon nach dem ersten Kilometer merkte ich, dass der Ungar nicht lange in der Führung fahren konnte und unsere drei Verfolger immer näher kamen. Ich vertraute auf meine Radstärke und attackierte den Ungarn, der daraufhin aus meinem Windschatten fiel und von den Verfolgern aufgesammelt wurde. Von den vieren arbeiteten der Brite und der Portugiese sehr gut zusammen und so musste ich einiges investieren um mir einen Vorsprung für die Laufstrecke herauszufahren. Mein Plan ging allerdings auf und ich stieg mit sieben Sekunden Vorsprung vom Rad. Mein zweiter Wechsel klappte ebenfalls sehr gut und so rannte ich, mit dem Wissen darum, dass ich gerade um eine Goldmedaille und den Europameistertitel kämpfte, von Anfang an so schnell ich konnte.

Von den Anfeuerungsrufen des Publikums getragen, flog ich über die Strecke und nach knapp einem Kilometer war ich mir langsam sicher, dass die Verfolger nicht näher kommen würden und wir wirklich gewinnen würden! Die letzten Meter im Zielkanal konnte ich dann schon genießen und es war ein Wahnsinns Gefühl, das Zielbanner hoch zu reißen und mit meinen Teamkollegen zu feiern!

Mit meinen zwei Rennen am Wochenende habe ich mich auch für den U23 NK1 Kader qualifiziert (leider knapp den Olympia Perspektivkader verpasst) und somit für die Bundeswehrsportfördergruppe empfohlen. Damit kann ich mich noch besser auf den Sport fokussieren, denn die nächsten Jahre wird einiges an Kosten für Elite Europa- und Weltcups auf mich zukommen. Die zwei dicht aufeinander folgenden Wettkämpfe waren allerdings brutal hart und so habe ich die letzten zwei Tage zur Erholung genutzt. Am Freitag geht es bereits weiter ins Trainingslager nach Ingolstadt. Dort bereite ich mich noch einmal gezielt auf die Deutsche Meisterschaft in Grimma vor (29./30.06.). Auf dem Weg dahin starte ich allerdings auch noch einmal in der 1. Triathlon Bundesliga in Düsseldorf (22.06) und hoffe dort meine erste Top10 Platzierung gegen die Erwachsenen zu holen.