Das Beste kommt zum Schluss

Ich halte zwar nicht allzu viel von solchen Standardphrasen, aber hier trifft die Aussage wohl “den Nagel auf den Kopf”… haha. Spaß beiseite, das Wochenende in Quarteira hat vor allem richtig Spaß gemacht und es ist natürlich ein Traum, mit meinem ersten internationalen Podium die Saison zu beenden. Neben dem erfolgreichen Rennen, waren aber auch einfach all die Dinge mit dabei, die den Sport so besonders machen.

Was meine ich damit? Dass ich den Sport so ausüben kann wie ich das aktuell tue, sehe ich erst einmal als ein unglaubliches Privileg. Trotzdem ist das ganze Profidasein natürlich neben seinen Höhen, auch mit vielen Tiefen und Momenten des Zweifelns verbunden. Diesen Prozess und manche Dinge, die viele Leute vielleicht als Opfer oder Verzicht sehen würden, genieße ich an den meisten Tagen oder kann sie zumindest gut aushalten. Aber ohne solche Momente wie am Wochenende würde ich vermutlich nicht mit derselben Intensität für den Sport brennen. Damit meine ich jetzt auch nicht nur das erfolgreiche Rennen! Das ist aus meiner Position jetzt zwar sehr einfach zu sagen, aber ganz unabhängig vom Ergebnis, hatte ich auch schon vor dem Wettkampf diese Momente.

Da war zum Beispiel die Radausfahrt am Donnerstag. Ich bin alleine gereist und habe die ganze Zeit Musik und Podcast gehört oder Netflix geschaut. Als ich in Quarteira ankam, hatte ich gerade noch genug Zeit um mein Rad aufzubauen und noch eine kleine Runde zu drehen bevor es dunkel wurde. Wenn ich alleine mit dem Rad unterwegs bin höre ich oft Musik, aber nach dem ganzen Tag Beschallung, hatte ich darauf überhaupt keine Lust und fuhr einfach los. Die ersten Meter Bewegung sind an so einem Reisetag mit viel Sitzen immer die Hölle. Die Beine sind schwer und der Kreislauf total im Keller. Aber nach 15 Minuten fand ich einen guten Rhythmus und genoss die Ruhe und die untergehende Sonne. Ich konnte mich einfach voll in die Bewegung vertiefen, dachte an nichts anderes und fühlte mich enorm klar. Genau solche Momente finde ich aber auch einfach nur dann, wenn man sich davor überwindet und bewusst auf die Aufgabe einlässt.

Insgesamt waren wir zu sechst in einem Air BnB untergebracht, also war der Freitag vor dem Rennen auch sehr unterhaltsam. Wir machten gemeinsam unsere Rennvorbereitung und verbrachten die meiste Zeit mit dem typischen Vorwettkampf – Gequatsche, bei dem man sich eigentlich nur gegenseitig aufzieht, um die eigene Nervosität zu überspielen;) Diese Momente in guter Gesellschaft machen auch einfach Spaß und gehören zu einem typischen Wettkampfwochenende dazu.

Doch jetzt zum Rennen an sich. Ich hatte Startnummer vier und zählte damit das erste Mal dieses Jahr zum erweiterten Favoritenkreis. Es ist zwar nur eine Nummer, aber ich verspürte dadurch auch mehr Druck von Außen als sonst. Zum Verständnis: Die Nummern bilden die Rangfolge der Athleten in der Weltrangliste ab. Ich war also der Viertbestplatzierte im Ranking der am Samstag am Start war. Das Rennen ging über die olympische Distanz und auch wenn ich mir hauptsächlich einen versöhnlichen Saisonabschluss vorgenommen hatte, wollte ich doch insgeheim das Podium angreifen.

Das Start war zunächst einmal ziemlich ruppig und der Wellengang erleichterte die Orientierung im großen Starterfeld nicht gerade. Nach der ersten von zwei Schwimmrunden, befand ich mich im vorderen Drittel, sah aber dass sich ganz Vorne niemand lösen konnte. Ich machte auf der zweiten Runde ein paar Plätze gut und stieg in einer guten Ausgangslage (20sek Rückstand auf Position eins) aus dem Wasser.

Auf der ersten von sechs Radrunden konnte ich die Lücke nach Vorne gleich schließen, nahm dabei aber auch einige andere Athleten mit nach Vorne. So fand ich mich in einer 21 Mann starken Spitzengruppe wieder und versuchte zwar das Tempo hochzuhalten, gleichzeitig aber auch nicht zu viel zu investieren. in Runde drei und vier konnte ich mich mich ein paar Mal vom Hauptfeld lösen, wurde aber nach ein paar Kilometern immer wieder eingeholt. Danach entschied ich mich aufs Laufen zu warten und auch wenn ich mich nicht endgültig lösen konnte, hatte es einigen Athleten Kräfte gekostet meine Attacken wieder zu neutralisieren. In der letzten Runde attackierte dann ein Niederländer, aber ich entschied mich dagegen, alleine nachzufahren und hielt es für nicht sehr sinnvoll, gerade unmittelbar vor dem anstehenden 10km Lauf noch einmal so hart zu fahren.

Ich stieg als dritter vom Rad und hatte eigentlich die perfekte Ausgangslage, ganz Vorne mit auf die Laufstrecke zu gehen. Dann passierte mir etwas, was ich davor noch nie erlebt hatte. Ich blieb mit meinem Fuß beim Anziehen des rechten Schuhs hängen und musste ihn mit viel Kraft nach vorne in den Schuh drücken. Das löste, warum auch immer, einen ziemlich starken Krampf im rechten Oberschenkel aus, was es nicht gerade einfacher machte den linken Schuh anzuziehen ;) Der Krampf löste sich zwar beim Loslaufen wieder, aber ich lief dadurch als Letzter aus der Wechselzone was mich enorm ärgerte. Meine Beine fühlten sich aber sehr gut an und nach dem ersten Kilometer hatte ich die meisten Athleten wieder überholt und lief an Position fünf, mit einem Rückstand von ca. fünf Sekunden, zu Platz zwei bis vier. Der Niederländer war immer noch alleine an der Spitze.

Nach meinem schnellen Anlaufen merkte ich, dass ich es zu dem Trio vor mir (mit dabei die Favoriten Anthony Pujades & David Castro) nicht ganz schaffen würde und nahm etwas Tempo raus. Ich fand aber einen guten Schritt und schon nach einer Runde musste der Brite bei Pujades und Castro abreißen lassen und ich arbeitete mich an Position vier vor. In der zweiten Runde holten die beiden den Niederländer ein und vor mir bildete sich wieder ein Trio. Ich lief jetzt ca. zehn Sekunden dahinter, verlor kaum, aber kam auch nicht näher. Ich blieb die ganze Zeit fokussiert und war mir sicher, dass der Niederländer auch noch abreißen lassen würde. Ich wollte unbedingt diesen dritten Platz! Mitte der dritten Runde trat dann genau das ein und Anfang der vierten Runde stellte ich den Kontakt zu Platz drei her. Ich lief aber nicht viel schneller und reihte mich erst einmal hinter dem Niederländer ein und nutze den Windschatten um mich etwas zu erholen. ich hatte ihn auch etwas unterschätzt, denn bei Kilometer acht beschleunigte er zwei-, dreimal und versuchte mich loszuwerden. Auch vor dem Wendepunkt hielt er dagegen und ließ mich nicht vorbei. Ich beschloss es auf einen Zielsprint ankommen zu lassen, aber testete ihn noch einmal ca. 400 Meter vor dem Ziel. Dieses Mal erhöhte ich das Tempo deutlich und er hielt nur kurz dagegen und musste mich dann aber vorbeilassen. Ich biss auf die Zähne und hielt das Tempo weiter hoch und merkte wie ich mich lösen konnte! Platz eins und zwei hatte ich dabei die Ganze Zeit im Blick und kam auch hier nochmal näher, aber am Ende fehlten hier doch ein paar Sekunden um noch weiter vorne zu landen. Kurz vor dem Ziel nahm ich dann etwas Tempo raus um den Zieleinlauf zu genießen! Der Niederländer kam zehn Sekunden danach ins Ziel und hatte mir wirklich einen guten Kampf geliefert.

Abschließend lässt sich sagen, dass ich sehr zufrieden mit dem letzten Rennen der Saison bin und dass der dritte Platz am Abend auch mit ein paar Bier gut gefeiert wurde;) In den nächsten Tagen lasse ich die Saison erst einmal sacken und genieße die Saisonpause so gut es geht (hier beim Bundeswehrlehrgang in Warendorf). Die Tage wird auf jeden Fall auch ein Podcast zum Wochenende rauskommen, den ihr euch gerne anhören könnt.

Bis dahin… Over and Out

Ein letztes Mal

Ein letztes Mal das Rad von der Wand nehmen, die Laufschuhe in den Beutel packen, ein letztes Mal motivieren und zur letzten harten Einheit der Saison das Haus verlassen. Gestern fiel mir das enorm schwer und vielleicht auch gerade deswegen, weil es die letzte wichtige Einheit, in der letzten richtigen Trainingswoche der Saison 2021 war. Am Donnerstag fliege ich für den letzten Europacup der Saison nach Quarteira, bevor es dann in die verdiente Saisonpause geht.

Die Trainingswoche war auch nochmal richtig intensiv und ich habe da so ein Gefühl, dass Roland mich noch einmal richtig an die Grenze bringen wollte, damit ich mich dann umso mehr auf die Pause freue und da komplett die Finger vom Sport lasse! Wer weiß… aber gerade fühle ich auf jeden Fall genau so. Ich freue mich auf das anstehende Rennen – vor allem weil es noch einmal über die olympische Distanz geht – bin aber auch froh, wenn dann das lange Triathlon Jahr zu Ende geht. Dabei ist meine Form gerade sehr gut und ich ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass mir jetzt am Ende die Luft ausgeht. Ganz im Gegenteil! Jetzt stecke ich die Trainingsbelastung viel besser weg als im Frühjahr und was dort an der ein oder anderen Stelle zu hart oder zu viel war, passt jetzt sehr gut in den Trainingsrythmus. Ich denke auch, dass wir die zweite Saisonhälfte noch einmal sehr gut aufgebaut haben und vor allem das Trainingslager in Girona, hat in Kombination mit der Mitteldistanz auf Mallorca nochmal einen guten Boost gegeben.

Die letzte Trainingswoche in Zahlen

Wie sieht so eine Woche denn im Detail bei mir aus? Für die Zahleninteressierten hier ein kurzer Überblick:

  • Montag: Leistungsdiagnostik Rad/ Lauf inkl. 1h Rad 35km // 30min Lauf 8,5km, Ausschwimmen 4km
  • Dienstag: Tempowechsel Schwimmen 5km + 1h Krafttraining // 1,5h Rad Rolle + 17km Koppellauf mit 3x3km gesteigert
  • Mittwoch: hartes Schwimmen 5,1km // Radintervalle 95km mit 5x10min 350-420W
  • Donnerstag: Grundlage Schwimmen 5,5km + 1h Krafttraining // 19km Dauerlauf locker
  • Freitag: Laufen Intervalle 5x300m (52sek), 5x1km (3:05min), 3x300m 50-46sek // Tempowechsel Schwimmen 4,5km // 50km Crossrad locker
  • Samstag: Radintervalle 2 x ((6x1min hart / 1min locker) + 6min intensiv)) + 15min Koppellauf + 40min ausfahren
  • Sonntag: 17km Dauerlauf locker // 3km schwimmen locker

Insgesamt: 25h // 27km Schwimmen // 280km Rad // 80km Lauf // 2h Kraft

Jetzt lege ich aber erst einmal die Beine hoch und genieße die letzte Taperphase!

Diese Woche wird auch noch ein (hoffentlich) interessanter Podcast für euch rauskommen, in dem es um meine letzte Leistungsdiagnostik geht. Wie immer bei der Muskelmeisterei auf Spotify ;)

Gefühlsachterbahn Mitteldistanz

Kurz hab ich überlegt den Beitrag einfach nur “Challenge Mallorca, meine erste Mitteldistanz” zu nennen, entschied mich aber dann doch für den etwas plakativen und reißerischen Titel ;) Er trifft einfach auch den Nagel auf den Kopf, denn am Samstag war von Allem etwa dabei. Der Beitrag hier ist ganz nach der Devise: “so wenig wie möglich, so viel wie nötig” verfasst, aber wer Lust auf eine ausführlichere Besprechung mit Maurice Clavel als Gast hat, kann sich auf die nächste Podcastepisode freuen.

Für den heutigen Blog, habe ich außerdem das erste Mal im meinem Leben, Geld für Wettkampfbilder ausgegeben. Ich bin ja neu im Mitteldistanzbusiness, aber auf der Kurzdistanz ist das immer deutlich leichter mit den Bildern.

Jetzt aber mal etwas Inhalt

So eine Mitteldistanz hat es definitiv in sich und vor allem der Kurs in Mallorca hat die mangelnde Vorbereitung nicht wirklich verziehen! Der Radkurs war sehr unrythmisch und die Laufstrecke übertraf das Ganze noch mit vier Runden, Kopfsteinpflaster, etlichen Wendepunkten und ständigem Auf und Ab. Das Schwimmen war daher das Entspannteste am Wettkampf und ich konnte mich mit einer kleinen Gruppe vom Hauptfeld absetzen und mit knapp einer Minute Vorsprung aufs Rad springen.

Im Vergleich zu den anderen rund 50 Profiathleten hatte ich kein Zeitfahrrad und verließ mich (mangels eines TT Rads) auf mein Straßenrennrad. Das war kein riesiger Nachteil, aber vor allem auf den schnellen Abschnitten (bergab, oder auf den langen Geraden) merkte ich den aerodynamischen Unterschied deutlich und musste deutlich härter fahren als geplant. Nach ca. 10 Kilometer war der Vorsprung vom Schwimmen auch schon weg und die schnellsten Athleten überholten mich. Ich versuchte direkt das Tempo mitzugehen und reihte mich dahinter ein. Ich hatte mir vorgenommen mich nicht zu verstecken und das Rennen auch wirklich als Wettkampf zu bestreiten und solange es ging vorne mitzumischen. Ich wollte es nicht einfach nur nach geplanter Wattvorgabe oder Pace beim Laufen für mich machen. Das wurde mir am Ende auch zum Verhängnis, um das schon einmal vorweg zu nehmen.

Auf einem Bergab-Abschnitt ging dann allerdings die Lücke auf und ich hatte nicht die Power diese wieder zu schließen. Also fand ich mich zusammen mit sechs anderen Athleten in der “zweiten Gruppe” wieder. Auch wenn Windschattenverbot galt, hilft einem eine Gruppe (selbst bei vorgeschriebenen Abstand von 12 Metern) enorm und ich leistete meinen Beitrag zur Führung und hatte richtig Spaß auf den kurvigen Straßen rund um Peguera. Man ist einfach nicht die ganze Zeit am Anschlag wie bei einem Kurzdistanzrennen und hat viel mehr Luft um die Wettkampfsituation an sich zu genießen. Das ist ja auch der Grund warum man den Sport macht, es macht einfach Spaß sich mit Gegnern zu messen, dabei zu gewinnen aber natürlich auch zu scheitern… Ich konnte auch bis zum Ende der 90 Kilometer gut arbeiten und stieg als insgesamt Sechster vom Rad. Am Ende war allerdings nicht mehr viel Zug in unserer Gruppe und wir verloren auf der zweiten Runde enorm viel Zeit auf die Spitze. Dort machten die beiden Jungs Fred und Clearly Nils* natürlich auch ordentlich Druck!

*Anmerkung der Redaktion: Fred Funk und Nils Frommhold ;)

ich lief los und war auf das Schlimmste gefasst. Manchmal fühlen sich die Beine nach 20 Kilometer schon enorm schwer an und jetzt bin ich 90 Kilometer unterwegs gewesen! Aber genau das ist eines der Dinge die viele Leute nicht begreifen: Jetzt am Samstag waren meine Beine enorm gut, ja fast schon locker! Dadurch dass man auf der Mitteldistanz einfach sehr kontrolliert fährt und nicht ständig Antritte über 1000 Watt oder harte Führungsarbeit im Wind, durch Laktatbildung abpuffern muss, fühlen sich die Beine erstaunlich gut an. Die ersten Kilometer gingen also wie von alleine. Ich versuchte wirklich mich zurückzuhalten und lief ca. 3:20min/km. Direkt zu Beginn überholte ich den fünften Platz und bekam die Info, dass ich 3:30 min hinter Position drei (also dem Podium) lief. Hier war mein Kopf auch noch voll im Rennmodus und dachte nur daran, weiter nach vorne zu kommen und ein mögliches Podium zu realisieren.

Bei Kilometer zehn drehte sich so langsam der Wind. Gedanken wie, “Erst die Hälfte geschafft”, “Jetzt würde ich normalerweise in den Zielkanal abbiegen” und “Der fünfte Platz ist doch top, nur noch nach hinten absichern”, schossen mir durch den Kopf. Ich wurde immer müder und lief bei jeder Verpflegungsstation sehr langsam und versuchte so viel Iso und Cola wie möglich zu greifen. Meine Beine wurden langsam schwer und ich bekam richtig starkes Kopfweh. Bei Kilometer 13 realisierte ich dann, dass es wohl hart werden würde, überhaupt ins Ziel zu kommen und die ersten Athleten schlossen die vorher unendlich groß erschienene Lücke zu mir. Meine letzten Ambitionen gab ich beim Eingang in die letzte Runde auf und mir war nun völlig egal, als Wievielter ich ins Ziel laufen würde. Ich wollte einfach nur noch bis dahin kommen.

Es war ein komplett anderes Leiden als auf den kurzen Distanzen, wo das gebildete Laktat in den Muskeln und die Lunge durch das heftige Atmen anfängt zu brennen. Meine Atmung war relativ entspannt und mein Puls auch relativ niedrig, aber ich war einfach unglaublich müde und alles fühlte sich schwer an. Doch letztendlich war die Ziellinie da und ich überquerte sie als 15ter, knapp acht Minuten hinter Platz eins.

Facts

  • 1,9km Schwimmen: Vierter aus dem Wasser / 23:50min
  • 90km Rad, 1100hm, 2:13h, 40,5km/h, 330W im Schnitt
  • ca. 20,7km Laufen, ca. 100-150hm: 1:13:45min, 3:34min/km
  • Gesamtzeit: 3:54h

Fazit

Ich bin wirklich zufrieden mit dem Wettkampf am Samstag. Natürlich hat man vor dem Start die kleine Hoffnung, das man jetzt Wunder vollbringt und auch ohne Vorbereitung oder Zeitfahrrad die “Longos” ärgern kann und ganz vorne mitmischt. Aber realistisch gesehen, hätte es auch viel schlechter laufen können und ich hätte auf dem Rad deutlich mehr Zeit liegen lassen können, oder von Anfang an beim Laufen gelitten. Dann wäre der Tag wirklich lang geworden! Denn auch wenn ich mich auf den letzten Laufkilometern unglaublich langsam gefühlt habe, ist die Laufzeit über diese schwere Strecke nicht allzu schlecht für meinen ersten Halbmarathon. Ich habe auch von vielen Seiten Lob für mein Rennen und Verhalten im Wettkampf bekommen und will an dieser Stelle auf nochmal allen dafür Danken. Hier gibt es zwischen Kurz- und Langdistanz nämlich keinen Unterschied: sei es Hobby- oder Profiathlet, du bist immer Willkommen und wirst von Jedermann herzlich aufgenommen!

Runners High in Barcelona

Schnell und undankbar. Diese zwei Worte fallen mir direkt ein, wenn ich an den Europacup am vergangenen Sonntag denke. Schnell daher, da es beim Sprintrennen in Barcelona von Anfang an direkt zur Sache ging und vor allem der Kurs ein unglaublich schnelles Rennen ermöglichte. Undankbar, da es auf diesem Niveau einfach sehr viele schnelle Läufer gibt und nur Sekunden den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage bedeuten.

Das ganze Set up des Wettkampfes war zunächst einmal sehr angenehm und entspannt. Zwar bot die Uferpromenade von Barcelona keine sehr malerische Szenerie, sondern eher triste und graue Häuserfronten, dafür war aber die Stimmung unter den Athleten umso angenehmer und fast schon ausgelassen. Man merkte auf jeden Fall, dass es für viele das letzte Rennen der Saison und das letzte Hindernis für die lang erwartete Offseason war. Die Urlaubsstimmung lag definitiv in der Luft. Für mich bestand die Schwierigkeit eher darin, den Switch von der Trainingslagerstimmung aus Girona, zu einer richtigen Wettkampfstimmung vor Ort hinzubekommen. Wenn man hier einfach so ohne Spannung an der Startlinie steht und sich nicht selbst ordentlich pusht, hat man auf den umkämpften ersten Metern eigentlich schon verloren.

Durch den kurzen Weg, reisten wir erst am Samstag morgen aus Girona an und verbrachten auch nicht viel Zeit mit den Streckenbesichtigungen. Das Meer war so unruhig, dass es einen nur müde machte zu schwimmen und viel Gefühl baut man hier im Salzwasser sowieso nicht auf. Auch der Radkurs war ziemlich stupide an der Küste entlang und nicht einmal die Wendepunkte waren kritisch, sondern wurden durch eine doppelte 90 Grad Kurve entschärft. Die Zeichen standen vor dem Rennen also eigentlich alle auf einer schnellen Laufentscheidung. Bei so einem flachen Kurs ist es immer schwer für Spitzengruppen durchzukommen, da die Verfolger die Ausreißer immer vor Augen haben und durch den Windschatten, ab einer bestimmten Distanz angesogen werden. Allerdings waren ein paar Athleten am Start, die das Rennen entscheidend beeinflussen konnten (z.B. Jonas Breinlinger aka Tyler oder Dylan McCullough). Diese Athleten haben vor allem eine sehr gute Schwimm/ Rad Kombo und versuchen eigentlich immer von Anfang eine kleine Spitzengruppe zu etablieren. Ihre Chancen für eine vordere Platzierung stehen so einfach deutlich besser, als wenn es auf eine Laufentscheidung mit allen Athleten ankommt.

Mir geht es da natürlich genauso und die Startliste war vor allem mit sehr guten Läufern besetzt. Daher war mein Ziel auch, wenn möglich ganz vorne aus dem Wasser zu kommen und am Rad auch gleich zur Führungsarbeit beitragen zu können und nicht erst viel Energie in eine Aufholjagd zu verschwenden.

Doch jetzt zum Rennen: die erwartete Laufentscheidung blieb aus… naja fast zumindest. Mit meinem Schwimmen bin ich relativ zufrieden, aber ich verlor am Rückweg im hohen Wellengang etwas die Orientierung und machte unnötige Meter. Ich kam ca. an 20ter Position aus dem Wasser mit 18sek Rückstand auf die Spitze. Doch das waren ein paar Sekunden zu viel. Irgendwo vor mir ging die Lücke am Anfang des Radfahrens auf und als ich mich vorgearbeitet hatte, sah ich ca. 100 Meter vor mir eine 12-köpfige Spitzengruppe. Der Nachteil an so einem technisch einfachen und flachen Kurs ist die gesamte Geschwindigkeit des Rennens. Man sieht als Verfolger zwar die Führenden vor sich, kann aber aufgrund der bereits hohen Geschwindigkeit wenig Unterschied machen. Die erste Runde fuhr ich einen 47km/h Schnitt und verlor zwar nicht auf die Führenden aber konnte eben auch keine Sekunden gut machen. Vorne waren auch genau die üblichen Verdächtigen und waren sich einig, dass sie vorne auch weiter unter sich bleiben wollten ;) Als dann noch die dritte Radgruppe zu meiner bereits großen Gruppe aufschloss, wurde es fast unmöglich, gut zusammenzuarbeiten und der Vorsprung der Ausreißer wuchs bis auf 35sek an.

Daher beschloss ich ab Kilometer 10, mich taktisch klug zu verhalten und möglichst viele Körner fürs laufen zu sparen. Ich positionierte mich auch bei der Anfahrt auf die Wechselzone gut und stieg als Erster vom Rad. Schon auf den ersten Laufmetern fühlte ich mich sehr gut und reihte mich hinter den ersten Läufern auf meiner Gruppe ein und fokussierte mich einfach nur auf den Athleten vor mir.

Das Tempo war wie immer zu Beginn des Laufens sehr hoch, aber dieses Mal konnte ich meinen Schritt gut finden und fühlte mich nicht direkt komplett am Anschlag. Ich merkte aber dass wir sehr schnell unterwegs waren und beim ersten Wendepunkt hatten wir den Rückstand auf die langsameren Läufer aus der Spitzengruppe bereits halbiert. Auch meine Gruppe dünnte sich immer mehr aus und nach einer von zwei Laufrunden waren wir noch acht von anfangs über 40 Athleten. Ich merkte richtig wie ich mich im Windschatten etwas erholen konnte und blieb immer an Position drei bis vier um möglichst viel Energie zu sparen. Bei Kilometer drei verschärfte dann ein Spanier abrupt das Tempo und ich musste kurz Zeit richtig auf die Zähne beißen. Motivierte mich aber mit dem Gedanken, dass es einfacher war in der Gruppe als alleine zu laufen und konnte den Kontakt wieder herstellen. Danach überholten wir noch ein zwei weitere Athleten und ich lag jetzt an Position 14. Auf den letzten Metern ging mir dann aber doch etwas die Luft aus und ich konnte nicht mehr mit um die Top 10 sprinten und lief zufrieden ins Ziel.

Am Ende stand eine Laufzeit von 14:38min und ein 14ter Platz in der Ergebnisliste. Vor dem Rennen hätte ich mir diese Zeit niemals zugetraut und auch wenn ich beim Schwimmen mein Ziel nicht ganz erreicht habe, macht das der sehr gute Lauf wieder wett und ich kann definitiv Selbstvertrauen für die letzten Rennen der Saison mitnehmen.

Gerade sitze ich am Flughafen in Barcelona und warte auf meinen Flug nach Mallorca. Das nächste Rennen findet am Samstag statt und wird definitiv ein Abenteuer: Challenge Peguera über die Mitteldistanz. Mal sehen was mich hier erwarten wird!

Girona – inoffizielle Hauptstadt der Triathlonwelt

Nördlich die katalanischen Pyrenäen, südlich die Costa Brava und die Metropole Barcelona. Wenn Girona wirklich so etwas wie die Hauptstadt der Triathlonszene wäre, dann natürlich mit dem einzig wahren Jan Frodeno als König. Wenn er morgens mit dem Espresso Doppio aus der Lamarzocco Maschine auf seine Terrasse tritt, liegt ihm die Stadt wortwörtlich zu Füßen. Denn seine Villa liegt auf einer Anhöhe direkt neben dem Stadtzentrum, mit all seinen schmalen, gepflasterten Gassen und unzähligen Hipster Kaffees und Restaurants. Und ganz ehrlich, ich kann auch verstehen warum Girona Frodos Wahlheimat geworden ist. Der 50m Pool ist nicht weit, es gibt gute Trails zum Laufen und vor allem die Radstrecken sind ein Traum. Umgeben von bewaldeten Hügeln, liegt die Stadt in einer großen Ebene, sodass man von flachen bis sehr bergigen Routen alles abdecken kann. Und das auf sehr schönen, kaum befahrenen und kleinen Straßen…

Doch was hab ich mit dem Ganzen zu tun? Die Saison ist doch schon fast vorbei oder? Fast, aber noch nicht ganz! Zwei Rennen stehen definitiv noch auf dem Programm: als erstes ein Europacup in Barcelona am 10. Oktober und das zweite wird definitiv spannend, meine Premiere auf der Mitteldistanz bei der Challenge Mallorca!

Zur Vorbereitung dieser beiden Rennen bin ich jetzt hier in Girona und werde von hier aus zunächst nach Barcelona und am Mittwoch darauf nach Mallorca reisen. Viel Zeit für die Vorbereitung auf die Mitteldistanz bleibt jetzt nicht mehr, daher werden wir im Trainingsalltag nicht viel verändern und ähnliche Einheiten wie bei der Vorbereitung auf die WM über die olympische Distanz trainieren. Den Europacup nehme ich daher noch voll aus dem Training mit, was bei einer Sprintdistanz ja auch meistens ganz gut funktioniert…

Girona war aber definitiv die Reise im Vorfeld wert und wir haben beschlossen auch nächstes Jahr ein oder zwei Trainingslager hierher zu verlegen. Die Zeit gerade dient also auch dem “Scouten” für nächstes Jahr;) Hier jetzt noch ein paar Bilder von den ersten Trainingstagen:

Girona bei Nacht

Ausfahrt an Tag 3:

96km/ 3:15h/ 1000hm

Tag 4: Costa Brava Loop 116km/ 3:55h / 1400hm

Coffee stop ;)

Bisschen Touri Mode muss auch sein…

WTCS-Debüt Hamburg

Die Feuertaufe auf der größten Bühne im Kurzdistanztriathlon ist überstanden! Die Topstars waren zwar nicht alle am Start, aber der Kurs, die Zuschauer und das Gefühl war definitiv WTCS würdig. Für mich war es eine sehr gute Chance Erfahrung zu sammeln und in der Entwicklung einen Schritt nach vorne zu machen. Aber natürlich wollte ich mich auch nicht unter Wert verkaufen und “nur” Erfahrung sammeln. Um ehrlich zu sein wollte ich vor dem Rennen auf jeden Fall in den Top 20 landen!

Fokus vor dem Start // Quelle: Petko Beier

Das Wasser war mit 16,5 grad ziemlich kalt – deswegen Neopren Pflicht. Durch meine hohe Startnummer durfte ich mir erst als einer der Letzten meine Startposition aussuchen, was natürlich nicht optimal war. Dadurch stand ich relativ weit links und die Bojen müssen in Hamburg im Uhrzeigersinn umschwärmen werden. Die Challenge war hier also möglich schnell anzuschwimmen um nach Innen an die Boje zu kommen und Weg zu sparen. Ich erwischte auch wieder einen guten Start und konnte mich am Anfang vom Feld lösen und frei schwimmen. Links und rechts von mir formierten sich dann zwei Züge mit den schnellsten Schwimmern und ich orientierte mich nach rechts. Die Positionen im Wasserschatten waren enorm umkämpft und es reichte für mich nicht ganz um nach Innen zu kommen. Hier muss ich das nächste Mal noch konsequenter sein und mich noch mehr durchsetzen! Auf dem Rückweg war es dann kaum möglich auf diesem Niveau noch nach vorne zu schwimmen. Etwas beängstigend ist in Hamburg die Passage unter dem Tunnel am Jungfernstieg hindurch. Hier wird es kurzzeitig schon relativ eng und man muss einfach ruhig bleiben, denn es wird gleich wieder heller und breiter.

Schwimmausstieg bis Radaufstieg lief reibungslos und nach den ersten harten Metern auf dem Rad befand ich mich in der Verfolgergruppe hinter einer ca. zehn-köpfigen Spitzengruppe (12 Sekunden Vorsprung). Am Anfang war ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit letzter Konsequenz mitarbeiten sollte, da ich beim ersten Wendepunkt zwei Deutschlandeinteiler in der Spitzengruppe ausmachen konnte. Nach der ersten Runde (von insgesamt sechs Radrunden) waren wir aber schon auf acht Sekunden dran und ich beschloss mitzuarbeiten, da neben mir noch vier weitere deutsche Athleten in der Verfolgergruppe saßen. In der dritten Runde schlossen wir die Lücke und waren nun ca. 35 Athleten insgesamt und sieben davon aus Deutschland. Ich hielt mich weiter vorne um auf dem engen und kurvigen Kurs keinen Sturz zu riskieren. Es war auch ziemlich Zug auf der Kette und obwohl ich mich bei den Wendepunkten gut positionierte, musste ich schon ordentlich antreten um das Hinterrad des Vordermanns zu halten.

Auch die Anfahrt auf die Wechselzone war enorm hektisch und jeder wollte sich vor dem kurvigen Part in der Stadt vorne platzieren. Ich stieg ungefähr als 15ter ab, verlor ein paar Sekunden beim linken Schuh und fand mich mitten im Hauptfeld wieder. Ich hatte mich schon auf ein hohes Anfangstempo eingestellt, wurde aber dann trotzdem etwas überrumpelt, wie schnell angelaufen wurde! Ich fand auch keinen guten Schritt und litt wirklich schon ordentlich auf der ersten Laufrunde.

Erstaunlicherweise fing ich mich aber dann noch und konnte noch ein paar Positionen gutmachen. Auf den letzten Metern krampften meine Beine und mein ganzer Körper fühlte sich schwer an und ich war echt froh als ich über die Ziellinie lief!

Platz 24 und fünftbester Deutscher (von insgesamt acht Athleten) war das Ergebnis. Kein Wundertag aber ein solides Resultat und im Nachhinein bin ich auch mit der Laufzeit (15:19min auf vermessenen fünf Kilometern) sehr zufrieden. Als Fazit würde ich sagen, dass ich mich gut verkauft habe und vor allem keine Fehler gemacht habe. Für die Zukunft brauche ich hier im Laufen einfach noch ein höheres Niveau um weiter vorne landen zu können…

Jetzt steht erst einmal eine ruhige Woche an, bevor es nach Spanien für die letzten zwei Rennen der Saison geht. Eines davon vielleicht auch über eine neue Distanz ;)

Busy busy busy

Die letzten Wochen vergingen wie im Flug! Dabei erscheint mir jetzt das Erlebte unglaublich lange her und unmöglich in nur zwei Wochen zu passen. Doch da geht es wahrscheinlich nicht nur mir so… Gerade sitze ich im Zug nach Hamburg und habe daher Zeit, die letzten Wochen Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf das kommende Wochenende zu geben.

Challenge Roth

Ist zwar schon ein bisschen Schnee von gestern, aber mein Tag als Zuschauer beim fränkischen Traditionsrennen war richtig cool! Von meinem Hauptsponsor “hep” hab ich dafür VIP Tickets bekommen und konnte so mal aus einer ganz anderen Perspektive ein Triathlonrennen verfolgen. Los ging’s natürlich schon ziemlich früh, aber dafür stand ich dann rechtzeitig um 6:30Uhr direkt an der Startlinie unten am Wasser. Mit Kaffee in der einen und zwei Weißwürsten und Breze in der anderen Hand, ließ es sich da auch gut aushalten, bis die ersten Männer nach 3,8km aus dem Wasser kamen;) Für den Rest meines Tages wurde ich mit einem Tesla von Station zu Station chauffiert und begleitete die Profis auf ihrem Weg über die Langdistanz, auf den Social Media Kanälen von “hep”. Dafür dass sich die Kurz- und Langdistanz beide als Triathlon bezeichnen, sind das wirklich zwei komplett unterschiedliche Sportarten. Im Vergleich zu den Wettkämpfen auf welchen ich mich sonst so rumtreibe, geht es hier eher um das Event an sich und man hat eben viel Zeit als Zuschauer, die Atmosphäre aufzusaugen und die Höhen und Tiefen eines jeden Sportlers in einem solch langen Wettkampf mitzuerleben. Bei den kürzeren Distanzen, geht es eben mehr um die Geschwindigkeit und sich im direkten Duell, Kopf an Kopf gegen seine Konkurrenten durchzusetzen. Diese Art von “Battle” findet man zwar auch mal mehr mal weniger auf der Langdistanz, aber ich denke hier liegt der Fokus eher auf dem Kampf gegen sich selbst. Natürlich hat auch Beides seine Daseinsberechtigung und ich kann auch nachvollziehen, warum man Fan der längeren Distanzen ist. Für mich liegt der Reiz aktuell einfach in schnellen, spektakulären und eng umkämpften Rennen, wo man vielleicht sogar bis zum Zielsprint nicht vorhersagen kann wer gewinnt und ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Kurzdistanz langfristig einen ähnlichen Stellenwert wie die Langdistanz erkämpfen könnte. In anderen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien ist ja sogar der olympische Triathlon viel beliebter als Ironmanrennen…

Der Tag in Roth war auf jeden Fall eine coole Erfahrung und auch wenn dieses Jahr nicht einmal halb so viele Athleten und Zuschauer am Start waren wie normal, war die Stimmung top! Veranstaltungen wie diese, leben auch einfach von den Zuschauern und daher hoffe ich, dass es hier nächstes Jahr wieder sei richtig abgehen kann!

Highspeed Action Superleague

Härter könnte der Cut hier wortwörtlich nicht sein. Von der Langdistanz in Roth kommen wir nun zum schnellsten und definitiv spektakulärsten Format im Triathlon – der Superleague!

Die Superleague existiert nun schon seit ein paar Jahren und hat sich fest im Rennkalender der besten internationalen Kurzdistanzathleten etabliert. SLT (Super-League-Triathlon) ist unabhängig von Verbandstrukturen und ist vor allem bekannt für ihre besonderen Rennformate, hohe Preisgelder und sehr gutes und einfach zugängliches Streaming der Wettkämpfe. Das Ganze immer noch an besonderen Orten in der ganzen Welt. Die diesjährige Championships Series besteht aus vier Wettkämpfen, die alle im September stattfinden. Begonnen hat das Ganze im Businessbezirk von London, weiter ging’s mit dem Olympiapark in München und die noch ausstehenden Wettkämpfe finden in Jersey (old Jersey im Ärmlkanal) und Malibu (USA) statt. Ausführlich erkläre ich die Superleague im nächsten Podcast der Muskelmeisterei, der in den nächsten Tagen online gehen sollte.

Hier der Link zur letzen Ausgabe vor der SLT in München: https://open.spotify.com/episode/1zoNREqhDiXxQVClS4TRKa?si=W7Tn–yzSlCehzI7eXU2Vg&dl_branch=1

Wie bin ich die Geschichte jetzt eigentlich reingeraten?! Vor zwei Jahren bin ich in der Superleague bei den Junioren in Jersey gestartet, diesen Wettkampf konnte ich gewinnen und durfte daher am Abend noch bei den Profis ran. Dort habe ich mich top verkauft und wurde 15ter. Am nächsten Tag ging ich dann allerdings nicht mehr an den Start, weil das eine zu hohe Belastung gewesen wäre, aber ich habe auf mich aufmerksam gemacht und wurde nach Malta direkt zu den Profi eingeladen. Mein Auftritt hier war zwar nicht sonderlich erfolgreich (ich stürzte auf dem Rad und wurde anschließend eliminiert, da ich ich 90sek Rückstand auf den Führenden hatte) aber ich war den Organisatoren rund um Triathlonlegende Chris McCormack, nun ein Begriff. Da lag es natürlich auf der Hand, dass ich als “Local Hero” in München eine Wildcard bekam;)

Munich, Germany – SEPTEMBER 11th 2021 . Athletes training at the Olympic Park Munich ahead of Superleague Munich on 12/9/21 (Darren Wheeler – That Cameraman/SuperLeague)

Die Superleague ist unter den Athleten außerdem für eine sehr hohe Professionalität bekannt. Von der Anreise über Unterkunft, Verpflegung und Physiotherapie ist eigentlich für alles gesorgt. In Kombination mit den Preisgeldern ist es daher kein Wunder, dass jeder Athlet immer sehr gerne Teil der Superleague ist. Ich persönlich gehe hier auch immer sehr gerne an den Start. Neben den besonderen Formaten ist es vor allem auch die gute und lockere Stimmung unter den Athleten, die sehr viel Spaß macht. Meistens findet SLT nach der offiziellen ITU Wettkampfsaison statt und die meisten sehen das als Bonus, Spaß am Wettkampf an sich zu haben. Abseits von Weltcuppunkten, Kaderkriterien oder dem Hintergedanken Olympia…

Jetzt aber zum Rennen an sich. Das Format in München: The Equalizer. Ein 2,4km langer Time Trial, gefolgt von einem doppelten Triathlon mit den Distanzen: 300m Schwimmen, 3,6km Rad und 1,8km laufen. Hier wurde in den Abständen vom vorherigen Zeitfahren gestartet. Der Kurs war sehr anspruchsvoll und hatten pro 1,2km langer Runde einen Anstieg, mehrere Kopfsteinpflastersektionen, zwei Wendepunkte und eine Haarnadelkurve nach der Abfahrt. Bei den Männern und Frauen waren jeweils 21 Athleten am Start und mein Ziel vor dem Wettkampf war es erst einmal, nicht eliminiert zu werden (jeder der nach einer Disziplin, 90sek hinter dem Führenden liegt, wird aus dem Rennen genommen). Ich wollte mich aber natürlich auch zeigen und beweisen, dass ich der Wildcard auch würdig bin!

Munich, Germany – SEPTEMBER 12th 2021 . SuperLeague Munich Mens Pro race at the Olympia Park Munich 12/9/21 (Darren Wheeler – That Cameraman/SuperLeague)

Der Time Trial lief gut und ich fokussierte mich vor allem auf die technischen Passagen und versuchte beim Rest wirklich alles zu geben, was meine Beine hergaben. Mir war klar, dass auf diesem Niveau Sekunden entscheiden würden und man sich hier nicht schonen durfte. die anschließende Pause war sowieso lang genug um sich zu erholen und das gebildete Laktat zu verstoffwechseln! Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht und ich fand mich auf Platz 6 wieder. Das war eine top Ausgangslage für den anstehenden doppelten Triathlon.

Nachdem die Frauen ihr Rennen beendet hatten, stellten wir uns direkt in der Reihenfolge des Zeitfahrens auf und wurden nacheinander auf die Strecke geschickt. Das Ganze war enorm hektisch und da die Zeiten gerundet wurden, startete ich knapp hinter dem Führenden und zusammen mit fünf anderen Athleten. Die erste Herausforderung war der Weg zum Wasser, da wir oben auf dem Coubertinplatz starteten und die Treppen/ oder Wiese bergab zum Olympiasee laufen mussten. Kurz vor dem Start drehte sich der Topfavorit Vincent Luis noch einmal zu allen um und meinte nur: “boys, dont kill us on the downhill!” Was der Boss ansagt wird dann auch befolgt und jeder rannte zwar schnell Richtung Wasser, aber niemand riskierte einen Sturz…

Munich, Germany – SEPTEMBER 12th 2021 . SuperLeague Munich Mens Pro race at the Olympia Park Munich 12/9/21 (Darren Wheeler – That Cameraman/SuperLeague)

Das erste Schwimmen war dann aber enorm hektisch und der Weg zum Wasser waren die letzten ruhigen Momente die ich für die nächste halbe Stunde bekommen sollte. Vom ersten Zug an war richtig Zug in der Gruppe und jeder wollte Positionen gutmachen und ja nicht abreißen. Das darauffolgende Radfahren war ebenfalls eines der härtesten die ich je hatte und vor allem durch die Wendepunkte wurde jeder anschließende Antritt zur Qual! Ich war am Ende der ersten Gruppe und konnte zwar zwei Athleten auf dem Rad überholen, aber der Ziehharmonika-effekt war trotzdem nach jeder Wende deutlich spürbar. Nach drei Runden war das Radfahren dann aber auch schon vorbei und es ging zum Laufen. Hier setzte sich vorne eine siebenköpfige Spitzengruppe ab und ich konnte dem hohen Tempo nich ganz folgen. Ich lief die erste Runde zusammen mit Jonas Schomburg und dem Australier Aaron Royle. In der zweiten Runde kamen noch der Schweizer Max Studer und Jannick Schaufler dazu. Es gab keinen Zeitpunkt zum Erholen, denn gerade als man etwas den Laufrhythmus gefunden hatte, musste man schon wieder an die Vorbereitung fürs nächste Schwimmen denken und die Brille und Badekappe aufsetzen.

MUNICH, GERMANY – SEPTEMBER 12: during the Mens Pro Race at Super League Triathlon Munich event at Olympiapark on September 12 2021 in Munich, Germany. (Petko Beier/SuperLeague)

das zweite Schwimmen überstand ich gut in meiner Gruppe und auch beim Radfahren blieben wie zusammen. Als es auf den abschließenden Lauf ging, konnte ich noch einmal alle Reserven mobilisieren und machte in der Schlussrunde zwei Positionen gut. Am Ende lief ich auf Rand 12 ins Ziel und dachte mir wieder nur wie hart denn Triathlon sein konnte!

MUNICH, GERMANY – SEPTEMBER 12: during the Mens Pro Race at Super League Triathlon Munich event at Olympiapark on September 12 2021 in Munich, Germany. (Petko Beier/SuperLeague)

Trotzdem hat das Rennen mega viel Spaß gemacht und zu sehen, dass man mit den besten Triathleten der Welt mithalten kann, ist schon motivierend. Vor allem im Laufen weiß ich aber was meine Hausaufgaben für nächstes Jahr sind, denn hier muss ich einfach noch ein bisschen draufpacken, damit ich die Jungs vorne auch mal wirklich ärgern kann;)

Next Stop: WTCS Hamburg

Es geht direkt weiter! Relativ kurzfristig habe ich die Möglichkeit von der DTU bekommen, mein erstes WTCS Rennen zu starten und das dieses Wochenende in Hamburg! Für diese Chance bin ich extrem dankbar, denn die WTCS (Word Triathlon Championship Series) ist die höchste Rennserie, welche man auf der Kurzdistanz starten kann. Start ist am Samstag um 18:00 Uhr und ARD/ ZDF überträgt das Rennen über die Sprintdistanz live :(). Ich bin gespannt wo ich dann am Ende landen werde, aber für mich ist es einfach eine super Chance Erfahrung zu sammeln und ich nehme es einfach als Bonus von einer super Saison mit!

Das wars für heute. Drückt mir die Daumen und wer noch keine Pläne für Samstag Abend hatte weiß jetzt Bescheid was zu tun ist;)

Bundesligafinale in Saarbrücken

Bundesligarennen sind immer richtig cool. Vor allem dieses Jahr wurden hier ein paar neue und erfrischende Formate ausprobiert, die auch mir als Athlet sehr viel Spaß gemacht haben. Das Rennen am vergangenen Samstag war ebenfalls ein besonderes Format: Jedes Team stellte vier Athleten an den Start. Die ersten drei Athleten mussten zunächst nacheinander 600m im Becken schwimmen und warteten anschließend vor der Wechselzone auf den vierten Athleten. Der Schlussschwimmer der Staffel musste dann nach 650m direkt aus dem Wasser zum Rad laufen und zusammen mit den wartenden Athleten aus seinem Team auf die Radstrecke gehen. Rangefahren wurden 20km, wobei Windschatten fahren im Team erlaubt, aber zusammen mit anderen Teams verboten war. Zum Abschluss wurden dann noch fünf Kilometer auf einer welligen Strecke gelaufen und im Ziel zählte die Zeit des dritten Athleten. Man durfte also einen Athleten im Laufe des Rennens “verlieren”.

Das Optimum wären also vier sehr starke – und in den Disziplinen – ausgeglichene Athleten, die sich gegenseitig in der Führung abwechseln können und so möglichst schnell das Ziel erreichen würden. Vor allem durfte aber kein Athlet eine starke Schwäche im Schwimmen haben, da die Schwimmstrecke mit addiert 2450m, überproportional lang war (im Verhältnis zum Radfahren und Laufen). In unserem Fall hatten wir vier sehr unterschiedliche Athletentypen, die sich aber in einem Teamrennen sehr gut ergänzen konnten. Ich zähle mal kurz unsere Aufstellung in Startreihenfolge auf:

  1. Timo Hackenjos: sehr guter Schwimmer, übergibt vermutlich in Führung; kann auf dem Rad das Backup machen und als großer Athlet unserem kleinen Franzosen Arnaud viel Windschatten geben ;) hat im Laufen wahrscheinlich nicht ganz die schnellen Beine um mitzulaufen aber kann bis zum Radabstieg möglichst viel Arbeit übernehmen und uns einen Vorteil im Schwimmen verschaffen
  2. Ich: guter Schwimmer; versuche den Vorsprung von Timo zu halten und an Eric zu übergeben; kann erholt aufs Rad steigen und hier viel arbeiten; wenn nötig Arnaud im Laufen schieben
  3. Eric Diener: Schwimmt etwas schwächer als ich aber wird nicht entscheidend viel im Wasser verlieren; ebenfalls stark auf dem Rad und kann sich mit mir in der Führung abwechseln; hat im Laufen auch keine Schwierigkeiten mitzulaufen oder mal Arnaud zu schieben
  4. Arnaud des Boscs: ähnlich wie Timo sehr guter Schwimmer; muss aber direkt aufs Rad steigen und dann versuchen dranzubleiben; hatte im Laufen eine verletzungsbedingte Pause, kann aber auch gut laufen

Wir rechneten vor dem Wettkampf unsere Chancen durch und kamen im Optimalfall auf Rang drei, da Buschhütten das Team Saar auf jeden Fall stärker einzuschätzen waren, aber auch das Team aus Süßen und Darmstadt eine gute Mannschaft am Start hatten. Ich persönlich hatte aber einfach nur mega Bock auf den Wettkampf und vor allem die Radstrecke sah vor dem Rennen mit zwei Anstiegen pro Runde und vielen technischen Passagen sehr vielversprechend aus.

Langer Vorbericht, kurzer Rennbericht. Unser Plan ging auf! Im Schwimmen hatte ich zwar nicht so gute Arme wie erhofft, aber wir kamen zusammen mit Buschhütten und Darmstadt, aber bereits 25sek hinter Team Saar aus dem Wasser. Auf dem Rad fühlte ich mich dafür richtig gut und wechselte mit ca. 50/50 mit Eric ab und wir konnten Darmstadt distanzieren und an den Vorjahressiegern aus Buschhütten dranbleiben. ich merkte allerdings schon, dass Arnaud hier ganz schön zu kämpfen hatte und musste hier dosiert um die Kurven und in die Anstiege fahren, um ihn hier nicht zu verlieren.

Saarbruecken, Deutschland – August 28: Henseleit Simon (42), Eric Diener (43), hep Team NSU, Triathlon Bundesliga 2021 in Saarbruecken. (Photo by JoKleindl)

Team Saar spielte hier voll seinen Heimvorteil aus und fuhr neben der reinen Wattleistung, vor allem auch die technischen Passagen richtig stark. Wir stiegen zusammen mit Buschhütten ca. 55sek hinter den Führenden aus dem Saarland vom Rad und gingen nun auf die Laufstrecke.

Saarbruecken, Deutschland – August 28: Simon Henseleit (42), Eric Diener (43), Arnaud Des Boscs (44), Timo Hackenjos (41), hep Team NSU, Triathlon Bundesliga 2021 in Saarbruecken. (Photo by JoKleindl)

Timo konnte am Anfang unserem Tempo leider nicht mehr ganz folgen, aber Arnaud hielt sich mit ein bisschen Anschieben gut. Wir hatten auch nicht den riesigen Stress, denn wir hatten uns auf dem Rad gut absetzen können und vor dem vierten Team aus Süßen ca. 1min Vorsprung. Ziemlich geärgert hat mich aber dann doch die 10sek Zeitstrafe die wir wegen “Blockig” auf dem Rad bekommen haben und beim Laufen absitzen mussten. Fast schon typisch für ein solches Rennen mit Windschattenverbot. Hier muss ich aber wirklich unsere Unschuld beteuern, denn Buschhütten hat uns in der zweiten Runde an einem sehr ungünstigen Zeitpunkt überholt (Am Ende des Uniberges vor einer Abfahrt mit ein paar Kurven) und nur zwei von vier Athleten kamen an unserer Gruppe vor der Kurve vorbei. Das legten die Kampfrichter so aus, als hätten wir nicht alle überholen lassen, aber dafür war einfach zu wenig Platz vor der Kurve… aber halb so schlimm, hat uns keine Platzierung gekostet und mir eigentlich auch wenig ausgemacht.

Saarbruecken, Deutschland – August 28: Simon Henseleit (42), Eric Diener (43), Arnaud Des Boscs (44), hep Team NSU, Triathlon Bundesliga 2021 in Saarbruecken. (Photo by JoKleindl)
Saarbruecken, Deutschland – August 28: Simon Henseleit (42), Eric Diener (43), Arnaud Des Boscs (44), hep Team NSU, Triathlon Bundesliga 2021 in Saarbruecken. (Photo by JoKleindl)

Am Ende landeten wir also auf Platz drei und konnten uns in der Saisongesamtwertung noch auf Rang vier vorarbeiten. Ein Bonus war noch mein zweiter Platz in der Einzel-Gesamtwertung der Bundesliga, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte!

Saarbruecken, Deutschland – August 28: Simon Henseleit, Lasse Nygaard Priester, Jannik Schaufler, Triathlon Bundesliga 2021 in Saarbruecken. (Photo by JoKleindl)

Ein gelungener Abschluss also für das letzte Rennen der Bundesliga!

Diese Woche steht dann vor allem wieder etwas Grundlagentraining an und am Wochenende bin ich mit meinem Hauptsponsor “hep” bei der Challenge Roth als Zuschauer unterwegs. Also mal etwas Zeit um nach den letzten Wochen in Kanada und dem direkt folgenden Rennen in Saarbrücken etwas runterzukommen und sich mental zu erholen…

Bis nächste Woche!

U23 WM Edmonton

Neun Tage Kanada, drei Tage Quarantäne, meine erste olympische Distanz im ITU Bereich und mein zweiter 10. Platz bei einer Weltmeisterschaft.

Das erste Mal, dass ich bei einer WM gestartet bin war vor knapp zwei Jahren, in Lausanne in der Schweiz. Wenn man das Rennen von damals, mit dem jetzigen WM – Rennen vergleicht, sieht man ganz gut wie unterschiedlich ein Triathlon auf der Kurzdistanz ablaufen kann. Bei den Junioren wird die WM immer über die Sprintdistanz ausgetragen, ab der U23 gehts auf der olympischen Distanz zur Sache. Vor zwei Jahren fuhr das gesamte Feld auf dem Rad zusammen und ich ging zusammen mit rund 40 Mann auf die Laufstrecke. Hier war die erste Runde enorm taktisch und keiner traute sich das Tempo zu machen und erst in der zweiten und letzten Laufrunde wurde das Rennen richtig schnell. Am Samstag war ich vom Start, bis Kilometer 20 auf dem Rad komplett am Anschlag!

Schon vor dem Wettkampf am Samstag war klar, dass das Schwimmen enorm schnell werden würde, da einige der schnellsten Schwimmer ( auch im Vergleich zur Elite ) am Start waren. Für mich bedeutete das, schnell anzuschwimmen, mich anschließend taktisch klug zu verhalten und im Wasserschatten vorne mitzuschwimmen. Der Kurs bestand aus zwei Runden a 750m, mit einem kurzen Landgang als Unterbrechung. Ich erwischte einen guten Start und konnte mich gleich vor der ersten Boje vorne etablieren. Danach ging es ordentlich zur Sache, da es einfach sehr viele schnelle Schwimmer gab und es sich vorne überhaupt nicht separierte. Was normalerweise in der Mitte des Feldes passierte, war hier einfach aufgrund der hohen Leistungsdichte ganz vorne der Fall: Es wurde sie mich eng um die Bojen herum und wir bremsten uns alle eher gegenseitig aus, als dass wir voneinander profitierten. Am Ende der ersten Runde stieg ich ungefähr an Position 15 aus dem Wasser, allerdings mit Kontakt zur Spitze und vielleicht mit fünf bis zehn Sekunden Rückstand. Alles nach Plan soweit. 

Was mir aber dann wichtige Sekunden kostete war der Landgang vor der zweiten Schwimmrunde. Als ich wieder ins Wasser sprang, schoss mir richtig das Laktat in die Arme und ich musste ein paar Meter rausnehmen, um wieder meinen Rhythmus zu finden. Danach schwamm ich wieder gut im Feld mit und stieg mit 22 Sekunden Rückstand aus dem Wasser, ohne komplett am Anschlag zu sein. Als ich in die Wechselzone lief konnte ich die ersten Jungs noch aufs Rad springen sehen und war eigentlich zuversichtlich, dass ich die wenigen Sekunden Rückstand schnell zufahren könnte.

Schwimmausstieg // Quelle: Tommy Zaferes

Ich fuhr dementsprechend hart an und sammelte ein paar Athleten von vorne ein aber sah gleich, dass die Spitzengruppe sich vorne schnell organisiert hatte und gut zusammenarbeitete. Nach dem längeren Anstieg auf der ersten von sechs Runden, blickte ich mich um und hatte nur noch vier Leute am Hinterrad. Einer davon hatte leider einen richtig schlechten Tag und konnte keinen Führungsanteil übernehmen. Die restlichen drei und ich versuchten mit allen Mitteln die Lücke nach vorne zu schließen. Es waren nur 20sek Rückstand und die 11 Mann starke Führungsgruppe schien zum Greifen nahe, aber auf der langen Abfahrt und den Geraden die leicht bergab gingen, verloren wir gegen die gut zusammenarbeitende, größere Gruppe einfach immer wieder Zeit. Hinter uns fuhren zwei weitere Radgruppen, welche auch immer mehr Zeit auf uns verloren, aber nach drei Runden musste ich etwas rausnehmen. Die Jungs in meiner Gruppe waren auch schon ziemlich platt und jeder wusste, dass wir nicht mehr zur Führungsgruppe aufschließen würden. Das war das erste Mal, dass ich mich etwas erholen und verpflegen konnte. Nach den Gels hatte ich auch wieder deutlich mehr Energie und war langsam zuversichtlich auch den abschließenden 10km Lauf zu überleben. 

Ende der zweiten Radrunde // Quelle: Tommy Zaferes

Ich stieg mit einem Rückstand von 1:10min auf die Spitze vom Rad und motivierte mich mit dem Gedanken, dass es auch für die vorderen Athleten auf dem Rad hart gewesen sein musste und 10km sehr lang sein können. Ich lief kontrolliert aber zügig los und fand einen guten Rhythmus. Es war ziemlich windig auf der Strecke und zwei Jungs aus meiner Gruppe liefen in meinem Windschatten mit. Wir verloren zwar etwas auf Rang eins bis vier auf der ersten Laufrunde, liefen aber schneller als der Rest des Feldes. Nach fünf Kilometern konnte ich die ersten Athleten aus der vorderen Gruppe sehen und der Ungar und Japaner lösten mich in der Führung ab und ich konnte mich im Windschatten etwas erholen. Es war faszinierend zu sehen, wie viel mir der Windschatten gebracht hat und ich konnte meine Atmung deutlich runterbringen und mich voll auf meinen Laufschritt konzentrieren.

Kilometer 1/10 // Quelle: Tommy Zaferes

Nach 6,5km übernahm ich wieder die Führung und wir wir überholten den ersten Athleten aus der Spitzengruppe. Ich lag nun an Position elf, die zwei Jungs immer noch im Nacken. Als ich auf die letzte Laufrunde ging, hatten wir noch 15sek Rückstand zum Neuseeländer, der auf Platz 10 lag und ich fokussierte mich nur darauf, diese Lücke langsam zu schließen. Am Wendepunkt hinten, hatte ich den Rückstand nochmal halbiert und wusste, dass es sehr knapp werden würde wenn ich das gleiche Tempo einfach nur weiterlaufen würde. Gleichzeitig musste ich aber auch noch die Jungs in meinem Windschatten loswerden. Ich erhöhte langsam das Tempo, aber die beiden konnten noch mitgehen. Ich nahm wieder etwas heraus um zu sehen, ob sie die Luft hatten vorbeizugehen aber es folgte keine Attacke und ich war mir relativ sicher, dass ich der Stärkste in unseren kleinen Duell war. Bei ungefähr einem Kilometer to go, entschloss ich mich all in zu gehen. Wir hatten den Neuseeländer immer noch nicht eingeholt, denn der gab hetzt auch noch einmal alles, um die Top 10 zu verteidigen. Meine Tempoverschärfung zeigte aber Wirkung und ich wurde den Ungar los und schloss die Lücke nach vorne. Die letzten 200 Meter waren entscheidend, denn hier wurde die Strecke nach einer 90 Grad Kurve kurzzeitig sehr schmal und öffnete sich erst nach einer weiteren 90 Grad Kurve zur Zielgeraden hin. Bereits vor dem Rennen hatten wir besprochen (im Falle eines Zielsprints) vor der ersten Kurve zu attackieren und die Entscheidung von vorne zu versuchen. Es ging zwar nicht um das Podium, aber mir gibt ein Zielsprint immer noch einmal enorm viel Motivation, um noch einmal alles zu mobilisieren und den Sprint zu gewinnen!

Für Ruhm und Ehre

Am Ende war es also Platz 10 und den nehme ich für diesen Tag gerne! Im Schwimmen hat es einfach nicht ganz gereicht und auf dem Rad fehlte mir das gewisse Etwas um vielleicht die Lücke alleine zufahren zu können. Mit dem abschließenden Lauf bin ich aber top zufrieden und auf diesem Niveau in den Top 10 zu landen macht mich auf jeden Fall stolz. Finanziell hat sich das Ganze allerdings nicht wirklich gelohnt, da das U23 Grand Final kein Preisgeld gibt :( sonderlich viel Weltcup Punkte gibt es auch nicht… bleibt nur die gewonnene Erfahrung und natürlich Ruhm und Ehre was auch sonst?!

U23 WM Edmonton

Hier in Kanada ist es gerade noch Montag, bei euch wahrscheinlich schon Dienstag Nacht bis dieser Blog online geht;) Letzte Woche war einfach mal wieder so viel los, dass ich nicht zum Blockschreiben gekommen bin! Deshalb jetzt hier die Zusammenfassung der letzten zwei Wochen:

Part 1: Bundesliga Nürnberg

Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, aber das Heimrennen in Nürnberg war tatsächlich erst letzte Woche! Die Strecke und die Atmosphäre war richtig gut und seit langem hat sich ein Wettkampf mal wieder so richtig nach Triathlon angefühlt. Zuschauer, Anfeuerungsrufe auf der gesamten Strecke und – was natürlich auch zu einem typischen Triathlon gehört – dass nicht alles nach Plan läuft…

Aber alles der Reihe nach: der Start lief nicht ganz optimal und ich wurde nach ein paar Zügen an der Schulter zurückgezogen (nicht mit Absicht aber der Schwimmer neben mir hat mich einfach bei seinem Zug voll erwischt und nach hinten gedrückt). Ich hatte aber richtig gute Arme und konnte mich wieder nach vorne arbeiten und vor allem am Rückweg noch die Lücke zu ein paar Athleten schließen, die sich vom Feld abgesetzt hatten.

Der Whörder See war mit 16,5 Grad relativ kalt, daher galt Neoprenpflicht // Quelle: Theo Bettin

Durch einen guten Wechsel und einer schnellen ersten Runde konnte ich mit zwei weiteren Jungs zur vier-köpfigen Spitzengruppe aufschließen. Ich investierte hier sehr viel und versuchte das Tempo in unserer Gruppe hochzuhalten. Leider konnten nicht alle Athleten mitarbeiten und so verloren wir langsam aber stetig unseren 15-sekündigen Vorsprung auf die 20 Mann große Verfolgergruppe.

Wendepunkt nach einer von fünf Runden // Quelle: Theo Bettin

Am Ende der vierten Radrunde gab es den Gruppenzusammenschluss. Ich wollte hier auf keinen Fall Positionen verlieren und fuhr weiter vorne. Bis zum Abstieg investierte ich so zwar einiges mehr, konnte aber als Zweiter in die Wechselzone laufen und so – eigentlich – etwas Vorsprung mit auf die Laufstrecke nehmen. Ich verschätzte mich aber ordentlich und war kurz vor meinem Wechselplatz noch viel zu schnell für den nassen Teppich. Als ich dann abbremste zog es mir einfach die Füße weg und ich landete mit voller Wucht auf den Speichen meines Vorderrads.

Das wars mit der guten Ausgangsposition ;) // Quelle: Triathlon-Bundesliga

Meinem Oberschenkel ging’s zum Glück ganz gut, aber die Carbonspeichen meines Vorderrads sind leider gebrochen… An letzter Position ging ich mit ordentlich Wut im Bauch auf die Laufstrecke. Die erste Kilometer ging es an der Pegnitz entlang bergab Richtung Hauptmarkt und ich versuchte sehr schnell anzulaufen und die verlorenen Plätze wieder gutzumachen. Ich arbeitete mich auch kontinuierlich nach vorne, aber auf Position acht liegend musste ich dann doch etwas rausnehmen und mich wieder etwas erholen. Hier war die Aufholjagd dann eigentlich auch zu Ende und ich kam nicht mehr näher an die Führenden heran. Somit lief ich am Ende auf Platz acht, einigermaßen zufrieden ins Ziel.

Kein optimales Rennen aber eine gute Vorbereitung für die anstehende WM // Quelle: Triathlon-Bundesliga

Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Bundesliga nächstes Jahr wieder nach Nürnberg kommt und sich langfristig als Rennen etabliert und den Kurzdistanz Triathlon hier in der Region etwas bekannter macht. Das Feedback war durchweg positiv und auch von den Athleten hab ich nur Gutes gehört. Es sollte dem nächsten Jahr also nichts im Weg stehen;)

Part 2: Edmonton

Jetzt aber zu der aktuellen Situation! Gerade befinde ich mich meinen zweiten Tag in Quarantäne in Edmonton. Nicht schlimm, alles so geplant ;) die dreitägige strenge Zimmerquarantäne ist von der ITU (international Triathlon Union) so eingeplant um jegliche Risiken einer Infektion mit COVID zu minimieren. Anschließend sind wir allerdings auch nicht wirklich frei, sondern werden nur für unsere Trainingseinheiten zum Wettkampfgelände geshuttelt und anschließend wieder ins Hotel gebracht. Nicht schön, aber in den aktuellen Zeiten einfach notwendig. Ich komme aber eigentlich ganz gut damit klar und bin viel auf der Rolle, simuliere das Schwimmen mit Zugseil und Athletikübungen und freu mich dann umso mehr auf den Wettkampf am Sonntag.

Den heutigen Tag teile ich in den Stories auf Social Media also wer interessiert ist, kann hier gerne mal reinschauen. Für Details, meine Ambitionen für Samstag und sonnige Insights geht dann am Donnerstag ein neuer Podcast online!

Ansonsten euch noch eine erfolgreiche, erholsame oder einfach auch nur schöne Woche!

Heimrennen Bundesliga Nürnberg

Zurück aus der kurzen Blogpause ;) Letzte Woche gab es einfach nicht viel zu berichten und ich wollte hier niemanden mit meinem Alltag langweilen. Das Training lief auf jeden Fall sehr gut und ich habe nach einer ruhigen Woche nach den Wettkämpfen in Tiszaujvaros, wieder gut in den Rhythmus gefunden.

Quelle: 1. Triathlon Bundesliga

Diese Woche gehts aber wieder rund! Das Heimrennen der 1. Bundesliga in Nürnberg steht an und ich freue mich schon, hier auf bekannten Straßen – mit hoffentlich vielen bekannten Gesichtern am Streckenrand – an den Start zu gehen. Geschwommen wird im Whörder See, Radfahren geht Richtung Süden und das Highlight ist die Laufstrecke ins Stadtzentrum mit Zieleinlauf am Hauptmarkt. Scharfer Start ist am Sonntag um 12 Uhr mittag.

blau: Schwimmen / grün: Rad / rot: Lauf // Quelle: 1. Triathlon Bundesliga

Vor allem auf das Radfahren bin ich sehr gespannt, da die Strecke mit einigen Kurven, insgesamt fünf Runden und auf ein paar Wendepunkten, technisch anspruchsvoller ist als auf den ersten Blick. Der Favorit Buschhütten hat auf jeden Fall fünf starke Schwimmer aufgestellt und pokert darauf, dass eine kleine Spitzengruppe am Rad durchkommen wird. Mein Ziel ist es, da auf jeden Fall dabei zu sein und das Radfahren möglichst schnell zu gestalten. Falls das gesamte Feld am Rad zusammenfährt (was bei Bundesligarennen auch schon häufiger der Fall war) kann ich mich aber hoffentlich auf meine aktuell gute Laufform verlassen ;)

Eine direkte Kampfansage kann ich aber noch nicht rausgeben, da ich erstmal abwarten muss wie frisch ich ins Rennen gehen werde. Höhepunkt ist ganz klar die U23 WM in Edmonton am 22.08. und daher mache ich den Wettkampf am Sonntag noch komplett aus dem Training heraus. Das hat bei mir schon öfter ganz gut geklappt, aber diese Woche wird wirklich sehr umfangreich und auch intensiv.

Also mal sehen was der Sonntag bringt! Ich würde mich auf jeden Fall über jeden Supporter an der Strecke freuen und da Triathlon eine Outdoorsportart ist und das Wettkampfgelände sehr weitläufig ist, bieten sich ja auch genügend Möglichkeiten, coronafreundlich zuzuschauen.

U23 WM Quali!

Was für ein Wochenende! Zwei Sprintdistanzen innerhalb von 25h, beide Male über 34 Grad und ein Ticket für die U23 Weltmeisterschaft in Kanada… Tizzy hat mal wieder nicht enttäuscht!

Gerade bin ich ganz schön geschlaucht und auf dem Rückweg von Ungarn. Ich bin bereits gute fünf Stunden Auto gefahren und Rico übernimmt gerade die zweite Schicht und bringt uns hoffentlich innerhalb der nächsten fünf Stunden sicher nach Nürnberg. Je weiter wir Richtung Heimat kommen, desto kälter und nasser wird es. Aber zum ersten Mal seit den letzten Wochen freue ich mich über die Abkühlung. Als wir am Donnerstag in Ungarn ankamen, hatte es schwüle 30 Grad und am Samstag und Sonntag jeweils über 34 Grad. Sogar der Tümpel in dem wir geschwommen sind, hatte mit 30 Grad eher Badewannen- als Schwimmbad-Atmosphäre.

Jetzt aber zu den Rennen: Samstag stand das Semifinale an. Hier ging mein Plan voll auf und ich befand mich nach einem schnellen Schwimmen in einer achtköpfigen Spitzengruppe am Rad.

Schwimmausstieg Halbfinale, die Brille ist mir durch einem Ellebogenschlag 30m nach dem Start gebrochen. War zwar nicht so angenehm aber zum Glück erwischte ich die erste Radgruppe gerade noch so // Quelle: Triathlon Klub Tiszaujvaros

Da sich die ersten neun Athleten direkt für das Finale am nächsten Tag qualifizierten, hatten wir alle dasselbe Ziel und arbeiteten sehr gut auf dem Rad zusammen. Ich fühlte mich auch richtig gut, übernahm immer etwas längere Anteile in der Führung und organisierte die Gruppe zusammen mit einem Athleten von den Bermudas. (Drei Athleten waren schon ziemlich am Anschlag und konnten keine Führung übernehmen und wir schickten sie ans Ende der Gruppe, damit sie den Fluss unserer kleinen Ausreißergruppe nicht stören konnten. Mir war es sogar Recht, dass wir diese drei ins Finale mitzogen. Dadurch kamen weniger laufstarke Athleten, die in der Verfolgergruppe saßen, unter die Top 9 und somit ins Finale).

Unsere kleine aber effektive Gruppe aus dem Halbfinale // Quelle: Triathlon Klub Tiszaujvaros

Wir stiegen mit 50 Sekunden Vorsprung vom Rad und ich konnte kontrolliert und ohne große Anstrengung zu Ende laufen. Am Ende qualifizierte ich mich mit Platz vier fürs Finale und musst nicht zu viel investieren. Die Hitze spürte ich trotzdem schon enorm und ich war froh über die vielen Wasserstationen auf der Laufstrecke.

Finalqualifikation – Erstes Ziel somit erreicht. Für Sonntag stand dann nicht nur das Finale des Europacups an, gleichzeitig wurde auch das letzte (von insgesamt zwei) Ticket(s) für die U23 WM in Edmonton (Kanada) vergeben. Insgesamt waren am Samstag acht deutsche Athleten am Start, von welchen sich – inklusive mir – vier für den nächsten Tag qualifizierten. Valentin Wernz, Chris Ziehmer und Eric Diener. Vale ist schon zu alt für den U23 Bereich, spielte also für unser kleines “Rennen im Rennen” um das Ticket keine Rolle. Ich stellte mich schon am Samstag darauf ein, dass das Rennen am Sonntag komplett anders verlaufen würde als die Semifinals. Einerseits war die Rad- und Laufstrecke anders (mit jeweils acht Runden auf dem Rad und vier im Laufen deutlich zuschauerfreundlicher und spannender als im Halbfinale) und andererseits war die Konkurrenz nun deutlich höher.

Direkt vor dem Rennen war ich auch ziemlich angespannt, da der Schwimmstart in Tizzy sehr hektisch und vor allem auch rennentscheidend ist. Es werden drei Runden a 250m geschwommen. Das bedeutet die erste Boje kommt sehr früh und es gibt sehr viele Richtungsänderungen. Die Position die man an der ersten Boje hat, ist also schon die halbe Miete und wenn man danach immer ganz innen an den Bojen schwimmt, spart man sich enorm viel Weg. Im Umkehrschluss kann das aber auch bedeuten, dass man auf der restlichen Schwimmstrecke kaum Positionen gutmachen kann…

Gleiche Nummer (11) aber neue Brille // Quelle: PeterSportsPics

Im Vergleich zum Vortag kam ich hier nicht perfekt weg und war zwar im vorderen Drittel an der ersten Boje aber wurde dann an der zweiten Boje einmal so stark nach unten gedrückt, dass ich eine gefühlte Ewigkeit unter Wasser war und nur mit einem Brustzug wieder nach oben kam. Hier verlor ich einige Positionen und fing mich danach auch nicht wirklich wieder. Ich beschloss bewusst nicht zu viel zu investieren und einfach den Kontakt zur großen Gruppe zu halten. Ich stieg dann auch fast ganz hinten, aber mit Kontakt zur Gruppe aus dem Wasser und hatte auf jeden Fall einige Körner gespart. Nach einer kurzen Aufholjagd auf dem Rad befand ich mich auch in der Radgruppe und nur zwei Athleten waren gute 15 Sekunden vorne weg. Drei Runden lang hielt ich mich ganz hinten auf, beobachtete die Gruppendynamik, kühlte und verpflege mich etwas und testete aus wie schnell man die Kurven und Kreisverkehre durchfahren konnte.

In der fünften Runde arbeitete ich mich in der Gruppe vor und versuchte von da an meine Radstärke auszuspielen und das Radfahren für die Anderen schwer zu machen. Ich fuhr die technischen Passagen enorm schnell und hielt die Geschwindigkeit auf den Geraden hoch. ich ließ mich nie weiter als an Position vier zurückfallen und versuchte eine paar andere Athleten zu animieren ebenfalls gut mitzuarbeiten. Wir holten daraufhin schnell zu den zwei Ausreißern auf und vor der letzten Runde attackierte ich aus der Kurve heraus und sprang alleine zu den zwei nach Vorne. Es kostete zwar schon einige Körner aber mir waren es die paar Sekunden Vorsprung wert und ich ging nach einem guten Wechsel als erster auf die Laufstrecke. Die abschließenden fünf Kilometer waren zwar enorm zäh, aber ich merkte, dass jeder um mich herum mit der Hitze zu kämpfen hatten und nach zwei von vier Runden lief ich immer noch an Position fünf. In der dritten Runde hatte ich mal ein kurzes Tief und wurde von drei Athleten überholt. ich fing mich aber wieder und quälte mich weiter das Tempo zu halten. Auf der Zielgeraden litt ich zwar schon ganz schön aber versuchte noch einmal alles herauszuholen und gewann auch tatsächlich noch den Zielsprint gegen die zwei Athleten vor mir.

Platz sechs und bester Deutscher am Ende! Dass es dann natürlich auch noch für die Qualifikation für Edmonton gereicht hat macht es umso besser. Sicher kein perfektes Rennen, vor allem mit dem wirklich schlechten Schwimmen, aber die From ist definitiv da und ich bin enorm happy mit dem Ausgang des Rennens!

Mal sehen wie es weitergeht und ob ich noch spontan ein Trainingslager im Hinblick auf die WM einlege, aber allzu viel Vorbereitungszeit gibt es nicht mehr. Am 08.08 steht dann schon das Bundesligarennen in Nürnberg an und am 14.08. werden wir schon nach Kanada fliegen.

Euch allen eine schöne Woche!

Traditionsrennen Tiszaújváros

Tisza.. was? Was erstmal wie ein Zungenbrecher daherkommt, ist definitiv eines der traditionsreichsten Rennen auf der Kurzdistanz. Tiszaújváros (kurz Tiszy) liegt in Ungarn und ist eigentlich eine relativ kleine und nicht gerade für ihre Sehenswürdigkeiten bekannte Stadt. Einmal im Jahr erwacht diese Stadt aber so richtig zum Leben und zwar für eine ganze Woche, mit Highlight in Form der Triathlonrennen am Wochenende. Der Wettkampf ist sehr beliebt in der Kurzdistanzszene, ob das allerdings an den abwechslungsreichen Strecken oder an der After Race Party liegt, kann niemand so genau sagen ;)

Aufgezogen ist das Ganze wie eine Art Volksfest. Für die Zuschauer sind die Wettkämpfe auch sehr attraktiv, da das ganze Gelände sehr überschaubar ist und man uns Athleten oft zu sehen bekommt. Geschwommen wird in einem kleinen Tümpel im “Stadtzentrum”. Und zwar drei Runden, da der Weiher nicht mehr als eine 250 Meter Runde hergibt. Dementsprechend stressig wird der Weg zur ersten Boje, da dieser nur knapp 100 Meter lang ist. Aufgrund des Platzmangels gibt es auch wieder wie in Kitzbühel, drei Semifinals am Vortag. Allerdings nicht über die Supersprint, sondern über die normale Sprintdistanz. Wenn alles nach Plan läuft, bedeutet das also: einmal Sprintdistanz am Samstag und einmal am Sonntag.

Das Ziel ist auch ganz klar: die gute Form zeigen und sich für die U23 WM in Kanada qualifizieren. Das wird natürlich keine leichte Aufgabe, denn ich muss dafür bester Deutscher am Wochenende werden. Ich freue mich aber definitiv auf das Wochenende und das letzte Mal als ich Tiszy war lief es auch nicht verkehrt ;) (2019 konnte ich hier den Junioren Europacup gewinnen).

Jetzt noch ein bisschen Werbung in eigener Sache: Am Mittwoch halte ich noch einen kleinen Online-Vortrag im Rahmen des “Nachhaltigkeit-Seminars”, organisiert von der Deutschen Triathlon Jugend und meinem Hauptsponsor hep. Das Thema Nachhaltigkeit legen wir hier als “nachhaltige Entwicklung im Sport” aus und richtet sich vor allem an junge Athleten, die gerade mit dem Triathlonsport anfangen oder diesen schon auf nationaler Ebene betreiben. Das Ganze wird um die 30 Minuten dauern und Fragen sind natürlich auch gewünscht!

Alle Infos zur Anmeldung findet ihr unter diesem Link hier: https://www.triathlondeutschland.de/aktuelles/06-2021/nachhaltigkeitsseminar-mit-simon-henseleit

Einen schönen Sonntag noch!

Acht Tage Schwarzwald

Gerade befinde ich mich im Schwarzwald, genauer gesagt in der Casa Männer in Zell im Wiesental. Magnus war so nett und hat ein paar Jungs aus Nürnberg und mich zu sich nach Hause eingeladen – ein mini Trainingslager sozusagen. Dementsprechend kurz wird der heutige Beitrag, da die Tage ganz schön vollgepackt mit Training sind!

Fokus ist hier ganz klar das Radfahren, da man hier in der Gegend einfach die traumhaft schönen und langen Anstiege ausnutzen muss! Die ersten paar Tage waren auch ein ganz schöner Schock für’s System, da es nach zehn Minuten im Flachen, meistens direkt bergauf geht. Und zwar nicht so wie in Nürnberg, sondern auch meistens länger als 30 Minuten. Der Anfang ist mit den müden Beinen vom Vortag zwar meistens ziemlich zäh, aber nach ein paar Minuten findet man seinen Rhythmus. Vor allem der gestrige Anstieg über 50 Minuten und 800 Höhenmetern hat richtig Spaß gemacht und hatte definitiv etwas meditatives an sich!

Diese Woche stehen aber auch wieder schnellere Einheiten auf dem Trainingsplan, denn das nächste wichtige Rennen ist schon in zwei Wochen. Am Wochenende vom 17. und 18.06. wird in Ungarn, im Rahmen eines Europacups, das letzte Ticket für die U23 WM in Edmonton vergeben. Das ist auf jeden Fall das größte Ziel in dieser Saison und ich hoffe, ich kann den Aufwärtstrend der letzten Rennen mitnehmen und mir in Ungarn das Ticket sichern!

Bis dahin genieße ich aber noch die Zeit hier im Schwarzwald, sammle ein paar Kilometer auf dem Rad und versuche, auch der Laufform noch den letzten Schliff zu verpassen. Für die letzte wichtige Einheit am Wochenende geht’s aber dann schon wieder zurück nach Nürnberg, damit die unter den Augen von Coach Roland auch perfekt läuft ;)

Bis nächste Woche!

Bundesligaspektakel in Potsdam

Was für ein Wochenende in Potsdam! Ein super cooles und spannendes Rennformat und endlich kann hier auch mal zufrieden über ein Rennwochenende berichten. Dritter Platz im Einzel und ebenfalls ein dritter Platz im Team, bei einer heiß umkämpften Staffel!

zusammen mit den Jungs vom hep Team in Führung liegend nach dem Einzelrennen // Quelle: Theo Bettin

Zweite Impfung check

Nach meiner zweiten Impfung am Dienstag, beschlossen Roland und ich dieses Mal vorsichtiger mit dem Training zu sein und bis Freitag komplett Ruhe zu geben. Das war definitiv die richtige Entscheidung und nach dem Ausbleiben jeglicher Nebenwirkungen und drei Tage Trainingspause, fühlte ich mich am Freitag so frisch und erholt wie schon lange nicht mehr! Perfekt für die zwei kurzen und schnellen Rennformate am Sonntag in der 1. Bundesliga. Der Umgang mit Impfungen wird uns wahrscheinlich alle in der nächsten Zeit weiter begleiten und hier haben wir jetzt wichtige Erfahrungswerte gesammelt. Ein paar Tagen Ruhe und erste Intensitäten im Training nach knapp fünf Tagen, haben bei mir jedenfalls sehr gut funktioniert

Erstes Bundesliga Podium

Das erste Mal diese Saison hatte ich so richtig Lust auf den Wettkampf! Das Gefühl war gut und die Rennformate versprachen Spannung pur. Los ging’s mit dem Einzelrennen am Sonntag Vormittag. 250m Schwimmen, 2,8km Radfahren und 1,1km Laufen im Einzelstart mit Windschattenverbot. Ich startetet als sechster Athlet ins Rennen (jeweils 30sek Startabstand zwischen jedem Athleten). Bei diesen ultrakurzen Strecken durfte man sich keinen Fehler erlauben und musste von Anfang bis Ende enorm aufs Tempo drücken. Der Radkurs war außerdem technisch sehr anspruchsvoll, was mir definitiv in die Karten spielte. Am Ende erlaubte ich mir zwar zwei kleinere Fehler bei den Wechseln, kam aber ansonsten sehr gut durch und landete im Ziel knapp hinter Lasse Lührs und Lasse Priester auf Rang drei. Da wusste ich noch nicht ganz was meine Zeit wert war, aber von den folgenden 60 Athleten konnte mich keiner mehr vom Podium stoßen. Das Rennen war Stress pur, denn man musste sich die ganze Zeit am oberen Limit bewegen, durfte aber auch nicht zu viel investieren um nicht hochzugehen. Meinen Teamkollegen vom hep Team Neckarsulm gelang dies ebenfalls gut und so führten wir nach Addition unserer vier Einzelzeiten, das Rennen knapp vor dem Favoriten Buschhütten an!

Voller Fokus auf den bevorstehenden Wendepunkt // Quelle: Jörg Elias

Jetzt hieß es taktieren. Wir hatten nur drei Sekunden Vorsprung auf Platz zwei (Buschhütten) und weitere zwölf Sekunden auf Rang drei (Team Saar). In der kommenden Team Relay (250m S/ 5,6km R/ 1,1km L) mussten wir die bestmögliche Aufstellung finden, um das Podium oder sogar den Sieg zu verteidigen. Nur die vier Athleten, die am Vormittag im Einzel gestartet waren, durften jetzt in der Relay starten. Also kein Ersatz oder Tausch erlaubt. Entscheidend auch: Hier war jetzt das Windschattenfahren erlaubt, somit also wichtig für Aufstellung, an welchen Positionen sich Gruppen bilden könnten. Wir entschieden und für folgende Taktik:

  • Position 1: Eric Diener / kann sich von Buschhütten im Wasser überholen lassen und dann am Rad zusammenarbeiten und mit Kontakt zur Spitze übergeben
  • Position 2: Jan Diener / kann wenn nötig kleine Lücken nach vorne im Wasser schließen und ebenfalls mit Buschhütten zusammenarbeiten
  • Position 3: Ich / Plan war ein aggressives Rennen von Anfang an zu machen und wenn möglich eine Lücke herauszufahren
  • Position 4: Arnaud Des Boscs / Starker Schwimmer und Läufer, der in einer Laufentscheidung seine stärken hat, aber auch einen Vorsprung ins Ziel retten könnte

Die Relay

Die Stimmung vor der Staffel war schon sehr cool. Vor allem die Teamleiter der anderen Teams motivierten uns noch einmal, denn beim Kampf David (wir) gegen Goliath (Buschhütten) ist natürlich David der Sympathieträger. Wir wussten, dass das eine enorme Aufgabe werden würde, aber wir wollten einen guten Kampf liefern. Und unsere Taktik ging nahezu perfekt auf. Eric übergab an Jan mit knapp drei Sekunden Rückstand auf Buschhütten und hielt das Team Saar auf Distanz, Jan schloss im Wasser auf und übergab wiederum an mich mit zwei Sekunden Rückstand auf Buschhütten. ich konnte gleich im Wasser an Felix Duschampt vorbeischwimmen und mich auch etwas lösen und mit ein paar Sekunden Vorsprung aufs Rad springen. Hier fuhr ich die erste Runde am Anschlag um Buschhütten weiter zu distanzieren. Felix Duschampt wurde daraufhin auch von Gregor Pate vom Team Saar überholt und abgehängt. In der zweiten Runde konnte ich auch den Vorsprung auf Gregor ein paar Sekunden vergrößern und stieg mit 15sek Vorsprung vom Rad. Beim Laufen hatte ich schon ziemlich schwere Beine, pushte mich aber immer weiter und übergab an unseren vierten Mann mit 22sek Vorsprung auf Buschhütten und Team Saar, die zusammen abklatschten.

Ausstieg bei der Relay // Quelle: Theo Bettin

Arnaud hatte jetzt den schwersten Job. Alleine gegen Lasse Lührs und Lasse Priester, die von Anfang an zusammenarbeiten konnten und natürlich auch erstmal die Lücke schließen wollten, bevor sie sich gegenseitig bekämpften. Leider gelang Ihnen auch der Zusammenschluss auf den letzten Metern am Rad und die drei gingen gemeinsam auf die Laufstrecke. Natürlich für alle Zuschauer mega spannend, aber wir hätten gerne ein paar Sekunden Polster gehabt… Die beiden Lasses taktierten beim abschließenden Lauf auch nicht lange und leider konnte Arnaud dem hohen Tempo nicht ganz folgen. Mit Platz drei sind wir trotzdem sehr zufrieden und ich denke wir haben das bestmögliche herausgeholt und am Ende verdient verloren;) bzw. Platz drei gewonnen!

Ein echt cooler Sonntag und hoffentlich gibt es solche Formate in der Bundesliga öfter! Super spannend für alle Beteiligten und vor allem übersichtlich für die Zuschauer. Das erste Team im Ziel, gewinnt auch den Wettkamp (keine Rechnerei mit Platzziffern). Ich persönlich nehme auch einige positive Dinge mit und blicke zuversichtlich auf die zweite Saisonhälte. Heute fahre ich noch nach Zell im Wiesental für ein 10-tägiges Trainingslager mit Magnus Männer, Rico Bogen, Thomas Ott und Fred Funk.

Bis nächste Woche!

Rückblick EM Kitzbühel

Die letzten fünf Tage in Kitzbühel gingen vorbei wie im Flug! Vor allem die letzten drei Tage waren vollgepackt mit Rennaction und einigen Gänsehaut-Momenten, aber auch totaler Niedergeschlagenheit und völliger Erschöpfung. Hier meine Eindrücke von der EM:

Anreisetag war Mittwoch, der 16. Juni im Camper von Roland, zusammen mit Franca und Anabel. Dieses Jahr hatten wir bis jetzt wirklich Glück und konnten immer entspannt mit dem Auto zu den Wettkämpfen reisen. Flüge sind zwar oft kürzer, aber trotzdem immer mit mehr Stress und organisatorischem Aufwand verbunden. Daher finde ich eine Anreise mit dem Auto – neben den ökologischen Gründen natürlich – immer deutlich praktischer. Am Abend bin ich dann noch mit ein paar anderen Jungs und Mädels aus dem deutschen Team, eine lockere Runde um den See gejoggt.

Der Donnerstag war dann wie immer, der große “Streckencheck-Tag”. Kleines Frühstück und danach 40min auf der 4km langen Radrunde, um sich mit dem Anstieg und vor allem dem U-Turn nach der kurzen Abfahrt vertraut zu machen.

Entspanntes Pedalieren mit dem einzig wahren Henry Graf // Quelle: Tom Meyer

Danach wieder zurück ins Hotel, um möglichst wenig Zeit in der heißen Sonne zu verbringen und für das Rennen frisch zu bleiben. Am Nachmittag ging es dann mit dem gesamten Team wieder zum See und zum Streckencheck im Wasser. Am Wettkampfvortag reichen mir meistens 1500m mit ein paar Sprints, um ein gutes Gefühl mitzunehmen und aktiviert für den nächsten Tag zu sein.

Ich muss auch wirklich sagen, dass die Stimmung im Team richtig gut war! Triathlon ist nunmal ein Einzelsport und auch wenn wir sonst über die verschiedenen Stützpunkte im Land verteilt trainieren und wir in den Wettkämpfen Konkurrenten sind, kam dieses Wochenende definitiv ein Gefühl der Gemeinschaft und starken Teams auf! Auch mein eigenes Gefühl war für die kommenden Rennen sehr positiv. Das Niveau in der Elite ist zur Zeit einfach richtig hoch und ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, mich für das A Finale zu qualifizieren (Anforderung: Top 9 in meinem Semifinale).

Am Freitag morgen stand nur noch eine kleine Laufaktivierung (15min mit zwei Steigerungen am Ende) auf dem Programm und dann hieß es nur noch warten… Mein Start war um 16:25 Uhr. Genau wie vorhergesagt war es drückend heiß und sogar der See hatte 26 Grad. Trotzdem war das Einschwimmen eine willkommene Abkühlung und ich fühlte mich bereit für die bevorstehende Aufgabe.

Ich erwischte einen guten Start, konnte mich zwar nicht vom Feld lösen, aber fand einen guten Rhythmus und kam unbehelligt um die beiden Bojen. Am Rückweg fand ich auch einen guten Wasserschatten bei dem ich bis zum Ende mitschwimmen konnte. Trotzdem kostete das Schwimmen schon enorm viel Kraft und ich musste sehr viel investieren, um meine Position zu halten (Position 14). Die ersten Meter auf dem Rad wurden ziemlich hart gefahren, aber durch die kurze Schwimmstrecke separierte sich das Feld kaum und nach einer von vier Runden, fand ich mich in einer 16-köpfigen Spitzengruppe wieder. Bei dieser Gruppengröße ist das Radfahren immer sehr chaotisch, da der Kurs zu eng und technisch, für eine geordnete Zusammenarbeit war. Dadurch wurde der Anstieg und die Antritte nach den Kurven sehr hart gefahren und auf den längeren Wegen dazwischen nicht wirklich Druck gemacht. Leider fühlte ich mich genau wie in Berlin kraftlos und immer gleich im roten Bereich, wenn ich mal länger in der Führung fuhr. Auch die Anfahrt auf die Wechselzone war sehr hektisch und ziemlich gefährlich und ich schaffte es zum Glück als Erster abzusteigen und mit einem passablen Wechsel, an Position vier auf die Laufstrecke zu gehen. Das Tempo war von Anfang an enorm hoch (1. Km in 3:02min trotz einem Anstieg und einem kurzen steilen Bergabstück auf Schotter). Nach einer Runde lief ich auf Position sieben, mit knapp 10sek Rückstand auf die Spitze und versuchte meinen Rhythmus zu finden. Von da an war es einfach nur noch unglaublich hart und ich war komplett am Anschlag. Ich merkte zwar wie ich langsamer wurde, konnte aber nicht mehr mobilisieren und musste mich am Ende mit Platz 11 begnügen. Im Ziel übergab ich mich erstmal mehrmals und konnte längere Zeit nicht aufstehen weil meine Hüftbeuger auf beiden Seiten krampften und ich komplett erschöpft war.

Erst eine Stunde später konnte ich wieder etwas klarer denken und war natürlich komplett niedergeschlagen, da ich die Finalqualifikation verpasst und ich für mich wieder keine zufrieden stellende Leistung zeigen konnte. In solchen Momenten bricht einfach alles für einen zusammen und man stellt alles in Frage… auch wenn es bei mir wahrscheinlich aktuell nur an ein paar Kleinigkeiten hakt. Trotzdem mache ich diese Woche mal einen größeren Check (Blutbild etc.) um abzuklären ob es einen klaren Grund für mein schlechtes Gefühl in den letzten Wochen gibt.

Irgendwie schaffte ich es dann mich noch einmal halbwegs zu motivieren um am Samstag im B Finale an der Startlinie zu stehen! Obwohl es mir wirklich schlecht ging und ich im Halbfinale am Freitag gelitten habe wie selten zuvor, war es für mich komischerweise keine Option nicht an den Start zu gehen. Immerhin ist es eine Europameisterschaft und viele Topathleten und auch einige Olympiakandidaten hatten es nicht ins A Finale geschafft. Ich wollte auch einen versöhnlichen Abschluss für das Wochenende finden und einfach mal wieder etwas Selbstvertrauen für die nächsten Wettkämpfe mitnehmen. Das gelang mir dann den Umständen entsprechend auch! Schwimmen und Radfahren lief ähnlich wie am Vortag ab (dieses Mal einen 20 Mann Gruppe am Rad) aber ich lief bewusst etwas kontrollierter los. Mit der Laufzeit, die ich dann hinlegte, hätte ich mich am Vortag auch locker fürs Finale qualifiziert. Aber das brachte mir in dem Moment wenig… am Ende konnte ich noch einen Zielsprint gewinnen und lief als Vierter ins Ziel. Insgesamt also 32. bei der EM und 13. in der U23 Wertung.

Natürlich hatte ich mir mehr erhofft, muss aber jetzt das mitnehmen was es geworden ist und es das nächste Mal besser machen… Der Sport ist auf diesem Niveau einfach knallhart und neben den Höhen muss es einfach auch die Tiefen geben. Jetzt lege ich auf jeden Fall die Beine hoch und erhole mich erst einmal komplett und analysiere noch zusammen mit meinem Team, was wir das nächste Mal besser machen können und woran es aktuell hakt. Am Sonntag starte ich in Potsdam beim zweiten Bundesligarennen der Saison, das wird dann der erste Reiz nach meiner ruhigen Woche. Mal sehen ob das funktioniert, aber ich bin optimistisch!

Bis nächste Woche

Supersprint EM in Kitzbühel

In der heutigen Ausgabe gibts nur ein kurzes Update und das auch noch mit einem Tag Verspätung. Gestern bin ich einfach nicht dazugekommen, da gestern kein typischer Montag in der unmittelbaren Rennvorbereitung war, sondern neben organisatorischen Dingen wie ein PCR Test, auch noch etwas mehr Training auf dem Plan stand. Die Europameisterschaften in Kitzbühel beginnen nämlich schon am Freitag mit den Semifinals!

Gerade bin ich aber sehr gut drauf, da die Schwimmvorbelastung heute morgen optimal lief und ich mich seit Langem mal wieder total frisch gefühlt habe. Jetzt geht es gleich noch für 90min aufs Rad und am Abend bewege ich dann die Beine nochmal ein bisschen schneller beim Laufen;) Ich hoffe, dass ich mein Tief der letzten Wochen jetzt endgültig überwunden habe und am Freitag zeigen kann was ich drauf habe. Die Startlisten sind auch gestern veröffentlicht worden und ich starte im Semifinal zwei (insgesamt drei Semifinals a 30 Athleten). Hier fühle ich mich ganz gut aufgehoben, denn das erste Semifinale ist definitiv am Stärksten besetzt. Ziel ist es auf jeden Fall, unter die Top 9 zu kommen und somit für das Finale am Samstag gesetzt zu sein!

Hier noch einmal die Distanzen:

  • 500m Schwimmen
  • 12km Rad (4 Runden)
  • 3km Lauf (2 Runden)

Das Rennformat ist auf jeden Fall sehr kurz und schnell und erlaubt keine Fehler! Man muss also von Anfang an voll konzentriert sein und vom Start weg Vollgas geben.

Wer noch mehr Infos über das Rennen haben will, kann sich auch gerne die neue Episode meines Podcasts anhören. Die schnelle Sendung:

https://open.spotify.com/episode/0YjqIpcTIdfUWl1KmKB7ME?si=chPibNF6R2qanrnpVi7c2A&dl_branch=1

Das Rennen lässt sich am Freitag ab 16:25 Uhr live auf triathlonlive.tv verfolgen und ich würde mich über euren Support freuen!

Die Finals Berlin: Ein Drama in fünf Akten

Die Deutschen Meisterschaften sind Geschichte und der erste Saisonhöhepunkt hinterlässt bei mir – neben ein paar positiven Aspekten – vor allem einige Fragezeichen. In der Jahresplanung war Berlin ganz klar das erste große Ziel. So wie vor zwei Jahren hatte die Elite DM große Bedeutung. Fast alle deutschen Top-Athleten waren an der Startlinie und das öffentliche Fernsehen gab dem Ganzen eine große Bühne. Für mich persönlich endete der Tag mit einer großen Enttäuschung.

Fist-bump mit Maggi Männer nach dem Einschwimmen // Quelle: Petko Beier

Akt 1: Das Schwimmen

Showtime // Quelle: Petko Beier

Wie zu erwarten, war das “Schwimmen” in erster Linie pures Chaos und Prügelei. Nach einem schlechten Start landete ich mitten im Feld, fühlte mich aber auch total kraftlos und konnte mich nicht freischwimmen. Vor allem an den ersten zwei Bojen habe ich einige Ellbogen abbekommen und legte den ein oder anderen, unfreiwilligen Tauchgang ein. Das erste Mal in meinem Leben musste ich Brust um eine Boje Schwimmen, weil um mich herum nur noch Körper waren und ich keinen einzigen Zug mehr machen konnte, kein schönes Erlebnis… Das liegt meiner Meinung nach aber weniger an mutwillig unfairen Verhalten der anderen Athleten, sondern vor allem an der Schwimmstreckengestaltung in Berlin.

  • Das Feld ist mit 90 Athleten ziemlich groß
  • Da ein Neoprenanzug erlaubt war, gehen kaum Lücken im Feld auf
  • Der See ist so flach, dass man die ersten ca. 80 Meter der Schwimmstrecke laufen kann
  • Dadurch separiert sich das Feld auf dem Weg zur ersten Boje kaum und es dort kommen viel zu viele Athleten gleichzeitig an

Nach der letzten Boje hatte ich dann plötzlich etwas Platz und konnte frei schwimmen. Hier arbeitete ich mich zumindest noch unter die ersten 25 Athleten nach vorne und stieg mit 20sek Rückstand aus dem Wasser.

Akt 2: Der erste Wechsel

Der Weg in die Wechselzone ist am Wannsee sehr speziell. Nach dem Schwimmen rennt man erst einmal 100 Meter durchs Wasser und über den Strand, anschließend rund 100 Treppenstufen nach oben und dann noch ca. 100 Meter bergauf zum Rad. Der Weg tat wie schon vor zwei Jahren enorm weh aber dieses Jahr musste ich mich enorm quälen und überwinden hier das Tempo hochzuhalten. Durch einen schnellen Wechsel verbesserte ich mich aber direkt um 10 Positionen und stieg knapp hinter der Spitze aufs Rad. Dafür das ich mein Rennen im Schwimmen schon fast abgeschrieben hätte, war diese Ausgangslage überraschend gut.

Akt 3: Das Radfahren

1. Bitburger 0,0% Triathlon Bundesliga Maenner Berlin, 1. Wettkampf, 06.06.2021

Normalerweise kann ich vor allem am Anfang des Radfahrens gleich gut Druck machen, aber gestern verlor ich sogar direkt ein paar Hinterräder und war froh, dass ich nicht komplett aus der Gruppe fiel. Ich konnte auch überhaupt keinen Beitrag zur Führungsarbeit leisten und fuhr nur im Windschatten mit. Das reichte mir völlig! Am Ende des Radfahrens versuchte ich mich dann noch einmal mental neu einzustellen und das schlechte Schwimmen und Radfahren möglichst zu vergessen.

Akt 4: Der zweite Wechsel

RUN! // Quelle: Petko Beier

Ich konzentrierte mich auf die Anfahrt zur Wechselzone und schaffte es auch als Erster vom Rad zu steigen. Wie im ersten Wechsel auch schaffte ich es hier eher durch Taktik als durch gute Leistung mich gut zu positionieren und ging an Position vier auf die Laufstrecke.

Akt 5: Der Lauf

Um ehrlich zu sein merkte ich auch hier gleich, dass das Tempo für mich viel zu hoch war aber ich versuchte trotzdem erst einmal bei den Führenden mitzulaufen. Die ersten 500 Meter fühlten sich so an, wie normalerweise die letzten 500 Meter im Triathlon und nach knapp einem Kilometer musste ich komplett rausnehmen um nicht zu kollabieren. Ich verlor direkt den Kontakt zur Spitze und konnte danach nicht schneller als 3:20min/km laufen. Selbst dieses Tempo fühlte sich hart an, aber so konnte ich mir zumindest vorstellen ins Ziel zu kommen. Nach drei Kilometer schloss ich zu Lasse Lührs auf, der auch einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und lieferten uns so eine Art “Not gegen Elend” Duell. Zumindest das konnte ich am Ende noch gewinnen!

Zugabe

Mit dem 14. Platz bin ich am Ende noch mit einem blauen Auge davongekommen, da ich in der Spitzengruppe saß und wir mit 25sek Vorsprung auf die große Verfolgergruppe auf die Laufstrecke gingen. Ansonsten hätte es auch gleich ganz anders ausgesehen. Um ehrlich zu sein habe ich mich die ganze Woche schon ziemlich erschöpft und kraftlos gefühlt. Ich habe einfach gehofft, dass ich durch die Wettkampfanspannung und meine aktuelle, eigentlich sehr gute Form, meine Leistung abrufen könnte… leider war das nicht so und ich brauche jetzt erst einmal ein paar ruhigere Tage um wieder frisch zu werden. An was es genau liegt kann ich auch nicht genau sagen, aber auffällig ist, dass unsere gesamte Trainingsgruppe keine gute Leistung gezeigt hat und seit der ersten Impfung vor zwei Wochen, nicht mehr so richtig performen kann. Im Grundlagentraining und Alltag war das zwar kein Problem, aber vermutlich haben wir zu früh wieder mit der ersten harten Einheit begonnen. Bei der nächsten Impfung werde ich auf jeden Fall erst einmal länger die Beine hochlegen und nur ein bisschen Bewegungstherapie betreiben.

Nächste Woche stehen dann auch schon die Europameisterschaften an und ich hoffe, dass ich mich bis dahin wieder komplett erhole!

Raceweek Nr. 2: DM Berlin

Wie letztes Wochenende schon angekündigt, geht es diese Woche nach Berlin! Deutsche Meisterschaft und das erste Rennen der 1. Bitburger Triathlon Bundesliga der Saison in Einem. Genauer gesagt, war das letzte richtige Rennen die DM 2019 – ebenfalls in Berlin!

Würde direkt ja zur Platzierung aus 2019 sagen

2019 kam ich direkt aus einem Grundlagentrainingslager an den Start und landete überraschenderweise auf dem dritten Platz in der U23 und auf dem sechsten Platz in der Elite Wertung. Damals hatte ich gerade noch so die erste Radgruppe erwischt und von der Rennsituation profitiert und einige stärkere Athleten hinter mir gelassen. Jetzt in diesem Augenblick würde ich die gleiche Platzierung nächsten Sonntag direkt wieder nehmen. Weiter nach vorne darf es natürlich auch gehen;) Aber auch wenn ich im Vergleich zu 2019 in jeder Disziplin stärker geworden bin, kann das Rennen diese Woche eine ganz andere Dynamik annehmen und ich habe das Gefühl, dass meine Leistung von vor zwei Jahren, dieses Jahr nicht einmal für eine Top 10 Platzierung reichen würde…

Alle sind fit, alle haben Bock…

Der Grund für diese Einschätzung ist nicht meine mangelnde Form, sondern die Stärke des restlichen Feldes. Eigentlich sind alle deutschen Top- Kurzdistanzathleten – außer Jonas Schomburg – am Start und machen das Rennen damit wahrscheinlich zu einem der bestbesetzten nationalen Wettkämpfen seit Jahren! Außerdem ist jeder heiß sich zu beweisen und seinen Trainingskollegen oder Freunden, mit welchen man sich schon seit Jahren duelliert, mal wieder zu zeigen wo der Hammer hängt!

…Genau wie ich!

Zum Glück bin ich auch mega fit und habe Bock;) Ich bin auf jeden Fall heiß drauf, dass die Saison so richtig losgeht und ein Rennen auf das nächste folgt. Gestern habe ich noch die letzte wichtige Einheit abgehakt und starte mit gesundem Selbstvertrauen in die neue Rennwoche. Vor meinem ersten Wettkampf in Italien war ich vom Gefühl her noch etwas eingerostet und hatte vielleicht sogar ein bisschen zu viel Respekt vor meinen Gegnern. Ich bin gespannt wie jetzt der zweite Triathlon der Saison läuft, aber ich habe ein gutes Gefühl!

Live im ZDF/ ARD

Ihr könnt das Rennen auf jeden Fall ab 9:40 Uhr diesen Sonntag verfolgen. Ob im ZDF oder der ARD weiß ich aktuell noch nicht aber das wird sich dann schon ergeben. Es wird dieses Jahr denke ich auch spannend im Kampf um den Mannschaftstitel, denn die Favoriten aus Buschütten werden von einem starken Team aus Saarbrücken herausgefordert! Vielleicht schafft es mein Team aus Neckarsulm dieses Mal auch das zweite Mal aufs Podium… we will see!

Wir sehen uns am Sonntag!

Euer Simon

What´s up next?

Weil letzte Woche nicht wirklich viel passiert ist, gibts heute einen Ausblick auf meine nächsten Rennen.

Europacup Caorle Rad // Quelle: Silva Ultralite Triathlon

Mit meiner Leistung in Caorle letzte Woche bin ich zwar noch nicht hundert Prozent zufrieden, aber der 15. Platz ist rückblickend doch mehr wert als ich dachte. Damit habe ich mir grade noch so die Weltcup Quali gesichert und außerdem wurde ich letzte Woche für die Europameisterschaft in Kitzbühel nominiert! Diese findet vom 18.-20. Juni über das Format der Supersprintdistanz statt. Am Freitag werden die Halbfinals über 500m Schwimmen, 12km Radfahren und 3km Laufen ausgetragen. Die Besten aus jedem Semifinale qualifizieren sich dann für das Finale am Samstag (vermutlich 30 Athleten). Es wird auf jeden Fall cool als Elite Athlet an der Startlinie zu stehen, denn der Triathlon in Kitzbühel und ich kennen uns schon ziemlich lange;) Das erste Mal bin ich hier vor über 10 Jahren gestartet! (Damals natürlich noch bei den Schülern) Meine Eltern, meine Schwester und ich fuhren früher immer mit unserem VW Bus zu den Rennen und übernachteten auf Campingplätzen oder direkt am See an der Wettkampfstrecke. Kitzbühel war auf jeden Fall immer eine Reise wert, auch wenn es in meiner Erinnerung dort immer geregnet hat.

Radabstieg EC Caorle // Quelle: Alessio Fioravanti

Bevor es für mich nach Kitzbühel geht, steht aber noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: DM Elite in Berlin am 05./06.06. Diese wird im Rahmen der 1. Triathlon Bundesliga und “den Finals” (ein Zusammenschluss mehrer nationaler Titelkämpfe aus den verschiedensten Sportarten) ausgetragen und daher auch im ZDF/ ARD übertragen. Dazu dann aber nächste Woche noch genauere Infos.

Wechselzone EC Caorle // Quelle: Silca Ultralite Triathlon

Das Training diese Woche ist ziemlicher Standard. Ein paar harte Einheiten (auch gekoppelt) aber allzu viel passiert nicht mehr im Hinblick auf Berlin. Eine Empfehlung kann ich euch für die Woche aber noch geben: Am Mittwoch Vormittag (Start 10:30 Uhr) wird in Kienbaum der interne Wettkampf der DTU für die letzten Olympiatickets ausgetragen. Das Format: Einzelstart mit Windschattenverbot über die Mixed Team Relay Distanz (ca. 300m/ 7km/ 1,9km). Angeblich gibt es auch einen Livestream also schaut einfach mal auf den Kanälen/ der Website der DTU vorbei, denn das wird auf jeden Fall spannend und vermutlich wird die Entscheidung innerhalb weniger Sekunden fallen.

Einen guten Start in die Woche und nächsten Montag gibts wieder mehr Text;)

Simon